Die Ernst-Schulze-Gesellschaft
Benannt ist die Ernst-Schulze-Gesellschaft nach dem Dichter Ernst Schulze, der 1789 in Celle geboren wurde und hier 1817 mit nur 28 Jahren an der Schwindsucht (Lungen-Tbc) starb. Gegründet worden ist sie im Jahr 2016, weil 2017 Ernst Schulzes 200. Todestag begangen werden sollte.
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Jubiläumsjahres ist der Tätigkeitsbereich der Gesellschaft so ausgeweitet worden, dass sie sich dem Werk aller Schriftstellerinnen und Schriftsteller von überregionaler Bedeutung widmet, die einen näheren Bezug zur Region Celle haben. Das Logo hat deshalb den Zusatz „Literatur in Celle“ erhalten. Veranstaltet werden u.a. Lesungen und Vorträge.
Vielsprachiges Tier-Märchenbuch neu herausgebracht
Ein ganz besonderes Märchenbuch hat die Ernst-Schulze-Gesellschaft jetzt in Celle der Öffentlichkeit vorgestellt. Überschrieben ist es: „VIELE TIERE – VIELE SPRACHEN“. 17 Märchen enthält es. Alle handeln von Tieren. Das wirklich Besondere ist, dass es Märchen in 15 verschiedenen Sprachen sind, von Holländisch bis Albanisch, von Spanisch über Kurdisch, von Französisch bis zu Farsi, der Sprache des Iran und Afghanistans. Und Ukrainisch ist auch dabei. Zu jedem Märchen findet sich eine Übertragung ins Deutsche. Jede Doppelseite ist mit einer farbigen Zeichnung des bekannten Illustrators Andreas Röckener bebildert.
Das Märchenbuch ist jetzt in zweiter Auflage erschienen. Aus diesem Anlass hatte die Ernst-Schulze-Gesellschaft etliche der Autorinnen ins Kanzlei-Café in Celle eingeladen. 2015 war das Buch in einer Märchenwerkstatt in Celle entstanden und dann an Grundschulen, Kitas und Büchereien verteilt worden, wie Elke Haas berichtete, die die Märchenwerkstatt seinerzeit zusammengebracht hatte. Weil Bücher der 1. Auflage praktisch nicht mehr verfügbar waren, hat die Ernst-Schulze-Gesellschaft nun eine unveränderte Neuauflage herstellen lassen.
Um einen Eindruck von dem Buch zu vermitteln, haben im Kanzlei-Café mehrere der anwesenden Autorinnen kurze Passagen ihres Märchens in der Originalsprache und in der deutschen Übertragung vorgelesen. Dass in der heutigen Welt Mehrsprachigkeit zunehmend wichtig ist, davon zeigten sich alle Anwesenden überzeugt. Und sie hoben auch hervor, wie gut sich Kinder gerade mit Märchen identifizieren können. Die hochbetagte Margarete Seil, die hier über Jahrzehnte als Märchenerzählerin bekannt war, trug abschließend noch ein kurzes, neugierig machendes Grimm’sches Märchen vor, auswendig!
Hergestellt haben die Neuauflage drei wichtige Celler Unternehmen, die Druckerei Ströher, die Buchbinderei Büge und die Firma Achilles. Für die Ernst-Schulze-Gesellschaft hob Lothar Haas hervor, wie sehr diese Unternehmen es mit ihrem Entgegenkommen erleichtert hätten, die Neuauflage finanziell zu bewältigen.
Die gerade fertiggestellten Bücher gehen jetzt kostenlos an die Grundschulen, Kitas und die öffentlichen Bibliotheken in Stadt und Landkreis Celle, damit alle sich an den Märchen erfreuen und so ein wichtiges Bildungserlebnis haben.
Ernst-Schulze-Gesellschaft zieht sich zurück
Nach siebenjährigem Wirken wird die Ernst-Schulze-Gesellschaft zum Jahresende ihre Aktivitäten beenden. Gegründet hatte sich die Gesellschaft 2016, um den Dichter Ernst Schulze wieder bekannter zu machen. Der Dichter, der 1789 in Celle geboren wurde und hier 1817 mit nur 28 Jahren an der Schwindsucht (Lungen-Tbc) starb, war im 19. Jahrhundert einer der meistgelesenen Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war er aber weitgehend in Vergessenheit geraten.
Zum 200. Todestag 2017 wollte die Ernst-Schulze-Gesellschaft vor allem die junge Generation wieder an sein Werk heranführen. In diesem Jahr gab es deshalb eine größere Zahl von Veranstaltungen, die insbesondere Schülerinnen und Schüler einbezog. Sichtbar wurde der Dichter damals besonders mit der bebilderten Ernst-Schulze-Säule im Park des Landkreises. Sie erinnert dort auch heute noch an ihn.
Seit 2018 hat die Ernst-Schulze-Gesellschaft sich dann auch dem Werk anderer Autorinnen und Autoren gewidmet, die einen Bezug zur Region Celle haben und von überregionaler Bedeutung sind. Regelmäßige Lesungen, Vorträge, Veröffentlichungen wie auch weitere Veranstaltungen hat die Gesellschaft seither präsentiert. Sie fanden viel Anklang. Erreicht wurde auch, dass heute im Rosengarten am Französischen Garten ein eindrucksvolles Denkmal für Ernst Schulze steht.
Jetzt hat die Ernst-Schulze-Gesellschaft beschlossen, ihre bisherige Tätigkeit zu beenden, nachdem es nicht gelungen war, in hinreichender Zahl jüngere Mitglieder zu gewinnen, die die Arbeit im Sinne der Vereinsziele für die Zukunft übernehmen könnten. Bis zum Jahresende sollen jedoch noch einige größere Aufgaben realisiert werden.
Selbstverständlich wird es auch in Zukunft sinnvoll sein, Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit Bezug zu Celle dem Publikum näherzubringen. Es erscheint aber sinnvoll, dass hierzu ein neuer Start stattfindet, auch mit jüngeren Kräften.
Oskar Ansull begeistert erneut
Hätte es einen besseren Ort für Oskar Ansull geben können als das Direktorenhaus in der Magnusstraße, um sein jüngstes Buch mit dem Titel „Papierstreifzüge“ vorzustellen? Dank an die Stadt und an Petra Moderow, die Leiterin der Stadtbibliothek, für diesen Raum! Ein großes Publikum war zusammengekommen, um Oskar Ansull zu hören, mit ihm nachzudenken, sich selbst zu begegnen.
Ansulls Neuerscheinung ist eine Fortsetzung seines Buchs „Papierstreifen“ von 2020, aus dem er, gleichfalls auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft, auch schon in Celle gelesen hat. Worum geht es? In elf Abteilungen mit Überschriften, wie: „Menschenbilder“, “Krieg I bis XII“, „Dichten und Denken“, analysiert und beschreibt Ansull konkretes Leben. Er bringt die Lesenden und Zuhörenden dazu, sich selbst einzubringen, wenn er die Weltgeschichte wie auch die Weltliteratur durchkämmt. Unser Horizont weitet sich mit ihm, wenn wir ihn lesen, mehr noch, wenn wir ihm zuhören können.
Das Thema „Krieg“ beschäftigt Ansull naturgemäß sehr. Unsere „innere Wildnis“ (S. 11), vom realen Wolfstier-Verhalten nicht weit entfernt, bringt immer wieder Mord, Totschlag und Kriege hervor, wie gerade zur Zeit in Europa und in Palästina. Jener „Dammbruch“ 2022 in der Ukraine, nur als Beispiel, hatte die Vernichtung von Leben zum Ziel, selbstgefällig „verstärkt durch die Leugnung, diesen Druck je ausgeübt und ausgelöst zu haben“ (S. 106). Das zwiegesichtige Menschenbild, das Ansull uns in seinen vielen Miniatur-Texten zeigt: unsere positiven Möglichkeiten wie unser negatives Verhalten, spiegelt sich im aufgeführten Zitat des großen Naturwissenschaftlers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799): „Die wichtigsten Dinge werden durch Röhren getan. Beweise: erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja, was ist der Mensch anders als ein verworrenes Bündel Röhren?“ (S. 108) –
Ein größerer Themenbereich im Band „Papierstreifzüge“ bezieht sich naturgemäß auf Celle, wo Ansull aufwuchs und wo er ja auch seinen Weg zur „Schreibfeder“ fand. Er erzählt in mehreren ergötzlichen wie nachdenkenswerten Skizzen aus seiner Kindheit und Jugend, von Straßen und Plätzen, von seinen Eltern, von der Zeit, die sehr schnell vergeht und doch prägend war. Schließlich fand Ansull ja auch schon in jungen Jahren zur Literatur, so dass er mit seiner Gabe auch „das Prinzip Hoffnung“ (S.118) zu seinen Leserinnen und Lesern transportieren kann. –
Im zweiten Teil der Lesung nahm das Thema „Cafés in Celle“ einen besonders inspirierenden Platz ein. Ansull beschreibt mehrere alte wie auch neugegründete Cafés, er berichtet über deren Entstehung, deren Gäste, ihre Besonderheiten. Welch’ große besondere Idee hatte sich doch in Celle schon einmal realisiert, es gab ein sog. „Knastcafé“, das der Zuchthausdirektor Fritz Kleist für seine Gefangenen Anfang der 1930er Jahre schuf, um sie dort mit kulturellen Vorträgen und Lesungen zu stärken. – Ansulls Publikum freute sich sehr zu hören, dass der Autor Lust habe, einmal eine Lesung nur mit dem Thema „Cafés in Celle“ anzubieten.
Oskar Ansull zeigte sich nicht nur als Meister der Sprache, sondern auch als Meister des Vortrags. Er unterstrich bedeutende Inhalte und ironisierte nicht nur in seinen Texten, sondern auch stimmlich angebliche Wahrheiten. Die Aufmerksamkeit der Zuhörenden war groß, keines seiner Worte sollte verloren gehen. Nicht nur der Vorsitzende der Ernst-Schulze-Gesellschaft Lothar Haas, sondern auch das Publikum dankte dem Autor für diesen Abend mit nachhaltigem Applaus: ihn zu lesen lohnt sich, ihn zu hören noch viel mehr.
Oskar Ansull liest aus "Papierstreifzüge - Neue Papierstreifen"
Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Lesung mit Oskar Ansull geben, dem aus Celle stammenden Autor, der heute in Berlin-Pankow lebt.
Lesen wird Oskar Ansull aus seinem im September 2023 neu erscheinenden Buch
„Papierstreifzüge – Neue
Papierstreifen“.
Dieses Buch knüpft an den im Jahr 2020 erschienenen Band Papierstreifen an.
Die Lesung findet am Freitag, den 13. Oktober um 18.30 Uhr im Direktorenhaus, Magnusstraße 5, statt. Der Eintritt ist frei – Spenden sind willkommen.
Tobias Prempers Lesung im Kanzlei-Café
Ohne Literatur geht es nicht
Der aus Celle stammende und in Berlin und andernorts erfolgreiche Autor und Künstler Tobias Premper war erneut von der Ernst-Schulze-Gesellschaft zu einer Lesung eingeladen worden. Im Garten des Kanzlei-Cafés trug er unter dem Titel „Der Riss, durch den das Licht fällt“ – einer schönen Metapher – unveröffentlichte Texte vor. Darunter waren zwei Kurzgeschichten, eine davon die erzählerische Abwandlung eines Comics, und zahlreiche seiner außergewöhnlichen „Miniaturen“. Das sind Kurzbeschreibungen von alltäglichen wie außerordentlichen Situationen von Menschen, „Texte, die kein Verfallsdatum besitzen“, so Premper.
Das Publikum, das sich weder von der Hitze noch von Regenschauern hatte abhalten lassen, Tobias Premper zu hören, folgte seinem Vortrag wie auch seinen kurzen Erläuterungen zur Entstehung und Entwicklung der Texte mit Faszination.
Tobias Prempers großes Thema ist die Einzigartigkeit des Individuums. Er zeigt immer wieder in neuer, oft auch überraschend alltäglicher Sprache die Sinnsuche des Menschen, seine Hoffnung, Verzweiflung, Einsamkeit und Furcht, die Selbstkritik, aber auch die Kreativität und Fähigkeit zur Empathie und zum Aufbruch ins Irgendwo. Die bezeichneten Situationen sind zeitlos.
Prempers Aussagen: „Meine Texte sind komplex.“ und „Ich will Freiheit.“ bestätigten sich in jedem Satz, den er vortrug.
Zu seiner Arbeitsleidenschaft wie auch zu seiner besonderen Begabung gehört, dass er so oft wie möglich seine Texte dadurch kulminiert, dass er mit befreundeten Künstlern zusammenarbeitet. Grafisches, Bilder, Musik steigern die Kurzaussagen zum Leben und Befinden der sprachlich erfassten Individuen. Premper nennt sich selbst einen „Grenzgänger zwischen den Medien“. Er hat und findet Künstlerfreunde, die mit ihm zusammen auftreten oder auch ihre Werke gemeinsam veröffentlichen. So zeigen seine Hinweise zu den aktuellen „Letterpress-Editionen“ mit Sebastian Moock oder auch auf die anstehende Lesung gemeinsam mit dem Jazz-Posaunisten Nils Wogram seine einzigartigen Wege.
Breitgefächerte Veranstaltung zu Ludwig Höltys 275. Geburtstag
Aus Anlass des 275. Geburtstags des Dichters Ludwig Hölty hatte die Ernst-Schulze-Gesellschaft schon im März einen wissenschaftlichen Vortrag im Kreistagssaal geboten, der auf großes Interesse gestoßen war. Jetzt gab es zum „Hölty-Tag“ am selben Ort ein vielfältiges Angebot, das auf ein sehr interessiertes Publikum stieß.
Eingeleitet und begleitet wurden die Beiträge durch bildende Kunst. Eine 11. Klasse des Hölty-Gymnasiums hatte Kaltnadelradierungen von Gesichtern geschaffen. Die Schülerinnen und Schüler hatten mit dem Handy Selbstporträts aufgenommen, nach denen sie die Radierungen als Mimikstudien gestalteten, die nicht idealisieren sollten. Die eindrücklichen Bilder zogen die Blicke auf sich.
Die Theatergruppe des Hölty-Gymnasiums steuerte ein Video bei, in dem Schüler im nächtlichen Schulgebäude auf den Geist von Ludwig Hölty stoßen und ein lebhaftes Gespräch mit ihm führen, bis sie vom Hausmeister gestört werden. Es werden auch Gedicht-Texte von Hölty präsentiert, durch Textwiedergabe, auch mit Musik, aber nicht in klassischen Vertonungen, sondern als Rap. Gerappt wird auch ein Text, der kritisch feststellt, dass die Wertschätzung Goethes alles beherrscht, aber kaum jemand Hölty kennt.
Die Frage, welche Beziehungen Hölty zu Celle hatte, behandelte Helga Buchhop in einem gesonderten Beitrag. Sie erinnerte daran, dass er als Kind schwer an Pocken erkrankt war und deshalb über Jahre hinweg keine Schule besuchen und nur vom Vater unterrichtet werden konnte. Erst 1765, im 16. Lebensjahr, schickte der Vater ihn nach Celle zur Lateinschule in der Kalandgasse. Wohnen konnte bei seinem Onkel Gössel in der Schuhstraße 22. Nur bis 1768 dauerte sein Schulbesuch. 1769 begann er, Vaters Wunsch entsprechend, ein Theologiestudium in Göttingen. Dort schloss er sich Mitstudenten an, die sich wie er für Literatur begeisterten und eigene Texte schrieben und diskutierten. Man gab sich den Namen „Hainbund“. Den Hainbündlern Miller und Voß, mit denen er sich besonders gut verstand, hat er auch über seine Celler Schulzeit berichtet. Aus deren späterer Veröffentlichung wissen wir so manches über seine hiesige Schulzeit, auch, dass er sich schon frühzeitig Literatur in den Originalsprachen erobert hat und dass er Literaturformen aus anderen Sprachen abgeguckt und für sich zur Anwendung im Deutschen aufgenommen hat. Ihren Beitrag schloss Helga Buchhop mit dem Satz: „Mit der Beschäftigung des Schicksals unserer Vorfahren, kümmern wir uns sozusagen um unsere Wurzeln und wenn wir uns um unsere Wurzeln kümmern, haben wir mehr Halt im gegenwärtigen Leben.“
Vier Schüler des Gymnasiums Ernestinum, die gerade das Abitur bestanden haben, führten dann ein fiktives literarisches Gespräch unter dem Thema „HÖLTY zwischen HAINBUND und Freund HEIN“. Sie übernahmen dabei Rollen als Hölty und als Freunde vom Hainbund, nämlich Voß, Leisewitz und Hahn. Der Autor des dargebotenen Gesprächs, Sascha Wenzel, stellte sich selbst in der Rolle des Dichters dar. Eine Frage war, wie kam Hölty mit seinen lebensbedrohenden Krankheiten zurecht? Kann man in seinen Gedichten gefühlte Todesnähe, vielleicht sogar eine Sehnsucht nach dem Jenseits finden? Ausgewählte Kleidung und Tische mit klassischen Büchern und Geschirr veranschaulichten ihre Positionen. In der Diskussion mit den Freunden wurden immer wieder Hölty-Gedichte rezitiert. Was für eine intensive Begegnung mit Lebensfragen und Poesie!
Mehrere Wortbeiträge befassten sich damit, welche Aspekte für Ludwig Hölty besonders wichtig waren. In besonderer Weise zog der Beitrag die Aufmerksamkeit auf sich, der die Ironie in Höltys Gedichten behandelte. Uwe Winnacker trug nicht nur Gedichte vor, er war von Kopf bis Fuß so kostümiert, dass er als ein Zeitgenosse Höltys durchgehen konnte, nur ein wenig eleganter, als das von Hölty berichtet wird. Auch darin steckte Ironie. Mit geradezu professioneller Stimme trug Winnacker mehrere ironische Gedichte vor, so auch dieses:
STAX
Nach dem Martial
Corinnen denkt Herr Stax, Corinnen,
Denn weiter denkt er nichts,
Vom Morgen an, bis zum Beginnen
Des Mondenlichts.
Als er einmal vor einer Weile
An seinen Vater schrieb,
Schloss er den Brief mit dieser Zeile,
Behalte mich, Corinna, lieb.
Elke Haas stellte eingehend dar, dass für Hölty ein Leben in der Natur ein sehr hoher Wert war. Sie veranschaulichte dies mit dem Gedicht „Der Gärtner an den Garten im Winter – eine Idylle“. Sie rezitierte auch das Gedicht die „Aufmunterung zur Freude“. Weiter führte sie aus, dass für ihn die Liebe ein Mittelpunkt seiner Dichtkunst war. Dazu brachte sie als Beispiel das berührende kurze Gedicht „Die Geliebte“.
Der „Wortsalon“ im Gymnasium Ernestinum unter der Leitung von Nathalie Gross stellte schließlich einzelnen Gedichten Höltys jeweils eine „Gegenstrophe“ gegenüber, einen neuen, anderen Text aus heutiger Sicht, der an den Originaltext in der einen oder anderen Form anknüpft. Christoph Stelljes trug zunächst das Original eindrucksvoll vor, dann folgte die Gegenstrophe. Dem Gedicht „An eine Tobackspfeife“ stellte Nathalie Gross z.B. „An eine Halskette“ entgegen.
Das Publikum dankte schließlich mit anhaltendem Applaus. Aus den sich anschließen Gesprächen war zu entnehmenden, dass die Zuhörenden sehr angetan waren. Das Gebotene wurde zwar nicht als perfekt angesehen, aber die Mitwirkenden wurden für Ihr Engagement gelobt und insgesamt erschien der Hölty-Tag als eine Bereicherung für alle.
Eine Rose für die Dichter
Am 3. Juni 23 feierte die Ernst-Schulze-Gesellschaft zum dritten Mal den Dichterrosentag in Celle. Damit nahm sie an dem bundesweiten Projekt teil, das der „Verein Literaturlandschaften“ mit dem Sitz in Nordhorn vor über 25 Jahren ins Leben gebracht hat. Man sucht Gedenkstätten von Autorinnen und Autoren auf, um sich selbst und weitere Interessierte an deren Werke zu erinnern.
Der diesjährige Rundgang in Celle hatte drei Stationen: das Ernst-Schulze-Denkmal im Rosengarten, die Schulze-Säule im Park des Landkreises an der Trift und das Kanzlei-Café in der Kanzleistraße. Zahlreiche Literaturbegeisterte nahmen teil, nicht zuletzt auch belohnt mit sonnigem, ruhigem Wetter. Der Vorsitzende Lothar Haas begrüßte alle Anwesenden vor dem Ernst-Schulze-Denkmal im Rosengarrden am Französischen Garten, das es nun schon zweieinhalb Jahre gibt. Er erinnerte mit einigen wichtigen Daten an den sehr berühmten Namengeber, den Dichter Ernst-Schulze aus Celle, und rezitierte vier Verse aus seinem großen Versroman „Die bezauberte Rose“, die auf dem Denkmal nachzulesen sind:
„Wie innig Ros’ und Lorbeer sich verschlingen
Umschlingen jetzt sich Bräutigam und Braut. –
Still war die Nacht; dem Dichter nur verrieten,
Was sie gesehn, Laub, Lüfte, Duft und Blüten.“
Abschließend legte Anke Prinzhorn vom Vorstand dem zu feiernden großen Dichter eine rote Rose vor sein Denkmal.
Nach dem gemeinsamen Spaziergang zum Landkreis-Gelände an der Trift traf man sich vor dem Kreistags-Pavillon an der Ernst-Schulze-Säule wieder. Dort wurde zunächst Ludwig Hölty unter seinem großen Porträt gefeiert. Unser Vorstandsmitglied Friederike Schiedung lud alle Umstehenden ein, gemeinsam mit ihr Höltys „Frühlingslied“ zu rezitieren. Jenes Gedicht stand ja früher in vielen Lesebüchern, und man singt es heute noch:
„Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
Die kleinen Maienglocken blühn,
Und Schlüsselblumen drunter;
Der Wiesengrund
Ist schon so bunt
Und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt,
Und freue sich der schönen Welt
Und Gottes Vatergüte,
Die diese Pracht
Hervorgebracht,
Den Baum und seine Blüte.“
Nach diesem großen gemeinsamen Dankeschön an den Dichter befestigte Anke Prinzhorn eine rote Rose neben dem Porträt-Kopf des Dichters Ludwig Hölty an der Säule. Die Rückseite der Schulze-Säule gibt Anlass, die Literatur insgesamt zu feiern. Dort stehen in großer Schrift 32 Namen von Autorinnen und Autoren, die einen Bezug zu Celle haben, entweder aufgrund ihrer Biographie oder auch der Inhalte ihres Werks. Elke Haas vom Vorstand der Ernst-Schulze-Gesellschaft dankte diesen Persönlichkeiten, die uns reicher machen, mit zwei Zitaten. Es sind Selbstaussagen der Dichter Franz Grillparzer und Georg Büchner über die eignen Aufgaben. Grillparzer sagte:
„Die Poesie ist die Aufhebung der Beschränkungen des Lebens.“
Und der junge Georg Büchner schrieb seiner Familie Folgendes:
„Der Dichter ist kein Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder aufleben, und die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht.“
Den in Celle zu Ehrenden befestigte Anke Prinzhorn drei schöne Rosen auf ihrer Namensliste.
Der Höhepunkt des diesjährigen Dichterrosentags fand im Kanzlei-Café statt. Dort im Garten, bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken, erlebten die Teilnehmenden einen einzigartig bewegenden musikalischen Abschluss. Die Sopranistin Kerstin Weise, begleitet von Ekkkehard Popp auf dem E-Piano, trug drei Lieder vor. Es waren drei Gedichte Ludwig Höltys, die Franz Schubert vertont hat: „Erntelied“, „An den Mond“ und „Seligkeit“. Dass der Österreicher Franz Schubert nicht nur mehrere Lieder zu Versen von Ludwig Hölty, sondern auch zu Versen von Ernst Schulze komponiert hat, freut uns Celler natürlich besonders. –
Kerstin Weise malte mit ihrer Stimme die unterschiedlichsten Stimmungen der Gedichte Höltys wunderbar aus, sodass man sie doppelt gut verstand. Man hörte etwa im „Erntelied“ die „Ähren fallen“ und die „Mädchen singen“, im Gedicht „Seligkeit“ wurde es leise im eigenen Gemüt, aber dann auch wieder sehr zuversichtlich. Kein Wunder, dass das Publikum sich eine Zugabe erbat. Vielen Dank auch an den begeisternden Ekkehard Popp, der die Sängerin sehr einfühlsam auf dem E-Piano begleitete! Diesen Dichterrosentag 2023 wird man wohl nicht so bald vergessen können!
Zum 275. Geburtstag:
Walter Hettches Vortrag über Ludwig Höltys Lyrik
Im Kreistagssaal an der Trift wurde diesmal nicht über Kommunalpolitik debattiert, Dichtkunst war das Thema. Auf der großen Leinwand waren Verse und Strophen aus berühmten Gedichten des 18. Jahrhunderts in der Handschrift von Dichtern zu sehen, oder es wurden Auszüge aus damaligen Büchern wiedergegeben. Viele Literaturinteressierte blickten gebannt auf die Leinwand und lauschten den Erläuterungen des Literaturwissenschaftlers Walter Hettche von der Universität München. Auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft war er nach Celle gekommen, weil sich in diesem Jahr der Geburtstag des Dichters Ludwig Hölty zum 275. Mal jährt.
Hölty hat krankheitsbedingt nur ein kurzes Leben gehabt, er starb schon 1776 mit nur 27 Jahren. Seine Mutter stammte aus Celle, er hat hier drei Jahre von 1765 bis 1768 die Lateinschule in der Kalandgasse besucht, beherbergt von seinem Onkel in der Schuhstraße 22. Celle ist dem großen Lyriker persönlich wichtig gewesen. Durch die Namengebung „Hölty-Gymnasium“ drückt die Stadt die Verehrung seines bedeutenden lyrischen Werks aus. Rund 150 Gedichte sind uns überliefert, und bis in die Gegenwart gibt es zahllose Vertonungen der beliebten Verse.
Das erwartungsvolle Publikum wurde reich beschenkt von dem überaus kompetenten Forscher Hettche, der Höltys „Gesammelte Werke und Briefe“ 1998 und in 2. Auflage 2008 herausgegeben und sorgfältig kommentiert hat.
Zum vergnüglichen Auftakt erfuhr das Publikum, dass das früheste überlieferte Gedicht Höltys aus dessen elftem Lebensjahr stammt und seinem Hund gewidmet war. Hettche konnte es sogar auswendig rezitieren. Die ernsthafte Arbeit mit gestalteter Sprache hatte aber dann erst in der Universitätsstadt Göttingen ihren Ort. Dort studierte Hölty Theologie und Sprachen. Kaum angekommen, bewarb er sich schon 1770, sehr ehrgeizig, mit einigen eigenen Gedichten um die Mitgliedschaft in der hochangesehenen „Deutschen Gesellschaft zu Göttingen“, die sich der Förderung der deutschen Literatur widmete. Hölty wollte, wie er schrieb, durch deren „Critick“ gefördert und „gebildet“ werden. Er wurde tatsächlich 1774 von jenem professoralen Gremium aufgenommen und mehrfach wohlwollend besprochen und gewürdigt.
Entscheidender aber für Höltys Entwicklung als Lyriker wurde eine Gruppe gleichaltriger Literaturbegeisterter, die sich 1772 zum Göttinger „Hainbund“ zusammenfanden. Boie, Voß und Hölty waren Vorreiter, hinzu kamen u.a. die Grafen Stolberg, die Brüder Miller, Bürger, Hahn, Wehrs, Gleim und auch unser Celler Leisewitz. Der schon sehr berühmte Klopstock, den die begeisterten Hainbündler bald auch als Unterstützer gewinnen konnten, war ihr großes Vorbild.
„Herz und Verstand“ sollten für den Hainbund „Hand in Hand“ gehen. Das Ich und die Natur wurden zu Hauptthemen. Der Dichter sollte die eigene Empfindung nicht nur wahrnehmen, sondern auch wahrhaftig ausdrücken. Die Natur sollte als unser Gegenüber intensiv beobachtet, erfahren und sprachlich vergegenwärtigt werden. Empfindungen auszudrücken wurde zum Programm, sollte aber nicht etwa in Empfindelei ausarten.
Neu und eine große Aufgabe war es, in der deutschen Sprache dafür literarisch passende Formen zu finden. Adressat der Hainbündler war das Bürgertum in ganz Deutschland, das sich, immer selbstbewusster werdend, in seiner eigenen Sprache ausgedrückt sehen sollte. Die jungen Dichter studierten selbstverständlich die zeitgenössische Literatur und versuchten dann aber, sie zu vervollkommnen. Hettche zeigte an Beispielen von Gedichten, die Johann Peter Uz (1720 – 1796) oder Friedrich Hagedorn (1708 – 1754) verfasst hatten, wie auch Ludwig Hölty deren Leistungen aufgreift, aber die Aussage von Individualität noch verstärkte, indem er die Intensität der eigenen Empfindung hörbarer und vorstellbarer machte. Wie Hölty verfuhr, zeigte Hettche mit Bildwiedergaben von Handschriften und Erstdrucken, auf großer Leinwand, für das Publikum gut nachlesbar.
Im Hinblick auf Inhalte und auch auf Gedichtformen blieb Klopstock Vorbild für den Hainbund. Er hatte beispielsweise antike Versmaße und Versformen übernommen und erweiterte damit den Formenkanon des deutschen Gedichts. Hölty widmete sich daher auch der von Klopstock propagierten „Ode“, so etwa mit seinem Gedicht „An die Grille“.
Zur Aussage und zum Inhalt der Gedichte erklärte Hölty, er wolle sich der „ländlichen Poesie“ widmen. Dies entsprach seiner eigenen Erfahrung, dass die Natur den Menschen wieder zu sich selbst bringen kann: „Drum komme, wem der May gefällt, / Und freue sich der schönen Welt, / Und Gottes Vatergüte, / Die diese Pracht / Hervorgebracht, / Den Baum und seine Blüthe.“ (Maylied / den 17 Febr. 1773)
Die Hainbündler diskutierten miteinander, sie verbesserten ihre Verse, sie korrigierten, ergänzten und intensivierten aber auch die Gedichte der Freunde. Dies gehörte zu ihrem Programm und war nicht etwa ein Eingriff in die Urheberschaft. Der schöne Vergleich „Leise wie Bienenton“, der in Höltys Gedicht „Auftrag“ zu lesen ist, der dem Vortrag Hettches den Titel gab, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von Voß, dem Freund. Hölty hatte Voß wohl grundsätzlich ermächtigt, bei Veröffentlichungen auch Ergänzungen, Änderungen vorzunehmen. Auf jeden Fall entsprachen sie dem Stil wie den Anliegen des Sprachgenies Hölty.
Die Zuhörer und Zuhörerinnen dankten Walter Hettche mit langanhaltendem Beifall für seinen Vortrag. Für die Ernst-Schulze-Gesellschaft dankte Lothar Haas nicht nur ihm, sondern auch dem Publikum, das mit seinem Interesse den Dichter Hölty wieder aus der Vergessenheit geholt hat.
Aktuell 07. Dezember 2022
Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Tübingen,
wird bei der Ernst-Schulze-Gesellschaft zu einem sehr aktuellen Thema einen Vortrag halten:
Der Ukraine-Krieg - Die Möglichkeiten der Literatur.
Der Vortrag findet statt am Mittwoch, den 7. Dezember 2022, 19 Uhr,
im Direktorenhaus, Magnusstraße 5, Celle.
Der Eintritt ist frei – Spenden sind willkommen.
Die Zuhörenden werden gebeten, eine Maske zu tragen!
Nebensætzliches wird zur Hauptsache
Alles stimmte, harmonierte bei Oskar Ansulls Lesung, als er auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft sein neues Buch „Nebensætzliches“ vorstellte, den gerade erschienenen 3. Band seiner Buch-Reihe, nach den vorangegangenen Bänden „Papierstreifen“ (2020) und „Gedichte“ (2021). Der Ort der Lesung war wunderbar, das Direktorenhaus mit seinen klaren Proportionen, und die Zuhörerinnen und Zuhörer waren interessiert, neugierig. Zur Einstimmung des Publikums hatte der Autor viele mit unterschiedlichsten Aphorismen beschriebene Papierstreifen im Veranstaltungsraum verteilt, z. B: „Da du nun mal geboren bist, hast du die Chance, dies dein Leben lang wieder gut zu machen.“ Man las, lächelte, tauschte sich mit der Nachbarschaft aus. So sollte eine Lesung beginnen!
Der Dichter, schon lange in Berlin lebend, bleibt seiner Heimatstadt Celle sehr verbunden. Im Vorstand der RWLE Möller Stiftung fördert er hier einzelne Personen wie auch Kulturveranstaltungen. Zugleich beschenkt er seine Freunde und Mitstreiter mit eigenen Texten. Im Dichterraum Celle im Kanzleicafé wie auch auf der Ernst-Schulze-Säule vor dem Kreistagssaal sieht man ihn gewürdigt.
Oskar Ansull stellte den dritten Band seiner Buchreihe mit großer Lebhaftigkeit vor. Ihm zuzuhören war eine Freude. Was versammeln diese Seiten? Es sind Verse, Gedichte, Aphorismen, kurze Dialoge – gesammelt über viele Jahre und ergänzt durch Aktuelles, vielfach mit Querverbindungen zu den beiden ersten Bänden. Im Vorwort zitiert der Autor das Grimm’sche Wörterbuch von 1878 mit der Definition zum Aphorismus: „gedankenspan, m. – gedanke, der bei gedankenarbeit gleichsam abfällt wie späne beim tischler […]“. Zitate und Bezüge, inhaltliche Übereinstimmungen oder Divergenzen mit bedeutenden Denkern und Dichtern finden sich im Buch häufig, Ansull hat sie offensichtlich mit Freude aufgeführt. So begegnen wir z. B. Lichtenberg, Nietzsche, Cioran, Kraus, Kant, Stefan Zweig, Rilke, Wilhelm Busch, Morgenstern, Mörike, Schiller, Hölderlin, Eichendorff, Lessing und anderen. So reflektiert Ansull Aufgaben und Wirkung von Literatur. Sie öffnet Ohren, Augen und Kopf der Leserinnen und Leser, fordert uns heraus. Denn die Erde ist unsere „Endlagerstätte“, so bringt es Ansull auf den Punkt.
Schon sehr früh, als Schuljunge in Westercelle, habe er, erzählt Ansull, die Faszination der Worte entdeckt, ihre akustische Kraft und tiefgründige Wirklichkeitsausdeutung. Er habe als Kind gestottert, doch niemals, wenn er ein Gedicht oder seine eigenen Verse vortrug, so etwa das vor der Schubotz-Mühle erfundene Zauberwort: „Mühle, mahle Mehle“. Im Laufe der Jahrzehnte begann seine Sammlung der „Gedankenspäne“, die er auf unzähligen Zetteln aufschrieb, übergroß zu werden. Und aus diesem Reservoir ist nun auch vieles im neuen Buch nachzulesen, zum Beispiel:
„Neuer Struwwelpeter:
Conrad, sprach die Frau Mama.
Doch der Conrad war nicht da.“
Alte, aber auch neue Verse, sprachliche Zugriffe sind die „Bausteine“ des vorgestellten Bandes. Von den neueren, für uns sehr aktuellen „Gedankenspänen“ trug Ansull mit all ihren Beziehungen sehr eindrucksvoll vor:
„Markt und Straßen stehn verlassen …
Josef von Eichendorff »Weihnacht«“
oder:
„Wiederholte Weihnachtsansprachlosigkeiten“.
Eines sehr politisch-kritischen Themas aus dem Landkreis Celle nahm sich Ansull im Jahr 2010 an: das der Geflügel-Großschlachterei in Wietze. Dazu erfand er eine Autorin mit Namen Lina Gall und veröffentlichte deren (seine) 12 Verse des Protestes unter dem Titel „hühnerhighway“. Diese kleine Sammlung hat gleichfalls Aufnahme in den neuen Band „Nebensætzliches“ gefunden, darunter das „Gedicht“:
„wietze by celle 6
im alten erdöldorf läuft die
geflügelmassenmordmaschinerie
natürlich wie geschmiert“
Ansull stellt sich immer wieder gesellschaftspolitisch sehr bewegenden Themen, so gibt er Lebensgeschichten geflüchteter Menschen wieder, etwa die eines Türken wie auch eines Gefangenen im Dritten Reich. In seiner Lesung griff er dazu immer wieder zu den Bänden „Gedichte“ und „Papierstreifen“. Die Zuhörer freute es, auch längere Prosa-Texte zu hören, die die Anliegen des Autors mit anderen Mitteln als mit dem treffenden Aphorismus darstellen. In der Kurzgeschichte „Moses“ (Papierstreifen) etwa, der Reflexion eines Rom-Besuchs, erzählt das Ich von Geschäfte-Macherei, von dem „Rummelplatz“ vor dem Petersdom, also dem Unverständnis für die großen Gedanken der Religion, für die auch gerade durch die Kunst vermittelte Menschenliebe. Oft hingegen seien die Dichter, wie Ansull sehr pointiert in einer Prosa-Skizze mit dem Titel „Eine Frage des Nichtverstehens“ (Papierstreifen) veranschaulicht, damit konfrontiert, ins Leere zu sprechen. Diese gut begründete Klage hat er – sehr nachdenkenswert – „Ingeborg Bachmann, Johann Peter Hebel, Franz Kafka und Christian Morgenstern gewidmet“.
Alle Zuhörerinnen und Zuhörer dankten mit lang anhaltendem Beifall. Oskar Ansull hat ein großes Geschenk gemacht!
»Nebensætzliches – Gedankenspäne & Wortfindungen«.
Die Lesung findet statt am Mittwoch, den 2. November 2022, 19 Uhr,
im Direktorenhaus, Magnusstraße 5, Celle.
Der Eintritt ist frei – Spenden sind willkommen.
Die Zuhörenden werden gebeten, eine Maske zu tragen!
Das Buch sammelt „Gedankenspäne“, Kurzdialoge, Gereimtes wie Ungereimtes – hintersinnig, poetisch, heiter wie auch bissig.
Hermann Wiedenroth liest Fritz Graßhoff
Viele Literaturinteressierte hatten sich auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft im Café Leander im Schaperkrug eingefunden, um zu erleben, wie der mitreißende Rezitator Hermann Wiedenroth Texte von Fritz Graßhoff las. Der Maler und Dichter, 1913 in Quedlinburg geboren und 1997 in Kanada gestorben, hat 20 Jahre in Celle gelebt, 1946 bis 1967. Hier hat er dauerhafte Spuren hinterlassen.
In seinem Todesjahr benannte Celle die Fritz-Grasshoff-Gasse nach ihm, es gab immer wieder Ausstellungen, Lesungen, auch Musikveranstaltungen. Vielfach hatte er sich Musik zum Thema gemacht, ironisch, pfiffig, vielsagend, und hatte auch (aus Geldnot nach dem Weltkrieg) sehr bekannte Schlagertexte verfasst.
Da sich in diesem Jahr Graßhoffs Todesjahr zum 25. Mal jährt, feierte die Ernst-Schulze-Gesellschaft den vielseitigen Künstler mit einer Lesung. Der Vorsitzende Lothar Haas begrüßte viele Literatur- und Kunstbegeisterte. Jeder Stuhl war besetzt, man wollte die Chance nicht verpassen, diese Lesung mitzuerleben. Einen optisch reizvollen Grund legten die kopierten Blätter eines Kalenders, den Graßhoff für seinen Gönner Dr. Hermann Moeck gestaltet hatte: In kunstvoller Handschrift sind für jeden Monat beziehungsreiche Texte mit kleinen geistvollen Zeichnungen zu entschlüsseln. Auch eine witzige Großgrafik Graßhoffs aus der Graphothek der Stadtbibliothek war zu begucken, sie zeigt eine sich räkelnde Riesenkatze vor dem Celler Schloss.
Was las, interpretierte Hermann Wiedenroth? Als erstes trug er Graßhoffs Essay vor: „Warum ich in Celle wohne“, das 1966 im Merian-Heft „Die Lüneburger Heide“ erschienen war. Graßhoff malt darin seine Wohnung in der Bahnhofstraße aus, seine Anstrengungen zu arbeiten, das Wetter in Celle, er ironisiert die Celler Gesellschaft, auch seine attraktive Ehefrau. Und er beschreibt seine Rache an Kritikern und weiteren Banausen, Er habe diese als kleine Holzpüppchen nachgestaltet, die er dann im Garten schön tief in die Erde versenkte. Hermann Wiedenroth betonte die Mehrdeutigkeiten im Text hörbar. Sehr wohlwollend ist Graßhoff mit Celle insgesamt nicht umgegangen!
Dann nahm sich der Rezitator der Poesie des Autors an. Aus „Graßhoffs unverblümtem Lieder- und Lästerbuch“ von 1965 trug er eine Reihe von Gedichten vor. Die Themen sind weitumspannend und berührend, weil wir sie noch heute gut verstehen. Hermann Wiedenroth arbeitete im Gedicht „Die Stadt, in der ich wohne“ Graßhoffs Kritik an der Selbstgefälligkeit der Wohlhabenden mit ihren „Vertreterbäuchen“ heraus. Im Gedicht „Die Frau am Steuer“ nahm er die Ich-Bezogenheit der Besitzerin aufs Korn. In „Das Scherflein“ spießte er den überhandnehmenden Geiz vieler Menschen auf, die, statt für die Not in Afrika etwas Geld zu geben, es bei einem Hosenknopf bewenden lassen.
Ein weiterer Ehrgeiz Graßhoffs war es, Gedichte aus Fremdsprachen zu übertragen, nachzudichten, so etwa besonders viele aus der Antike. Das bedeutete für ihn nicht zuletzt eine kritische Auseinandersetzung mit den Grundüberzeugungen europäischer Kultur. Hermann Wiedenroth trug Beispiele vor.– Gedichte mit ganz anderem Ziel waren die ausgewählten in verschiedenen deutschen Mundarten oder auch das aus dem Ukrainischen übertragene zum Thema: „Was der Alte dachte, als er zu heiraten gedachte“. Der Interpret zeigte hier vergnügt, wie der durchaus humorvolle Dichter das bedächtige Temperament des Osteuropäers ausmalte.
In einem dritten Teil der Graßhoff-Darbietung las Wiedenroth schließlich alle zwölf Blätter des Kalenders, die der Künstler für Hermann Moeck gestaltet hatte. Das Thema ist natürlich: Musik, Musik! So heißt es da vergnüglich: „Im Jänner soll man nicht trompeten. Da friert die Spucke in den Flöten“. – Im April „wähle jetzt der Musizent das graßhoffsche Aprilstrument“ – Und dann auf dem Blatt für Mai: „Wie häufig hört jetzt in Verstecken die Jugend man die Flöte moecken!“ – Im Dezember schließlich sei, so Graßhoff, nicht selten das „Ladenkassen-Festgeläut“ zu hören.
Was für eine animierende Wiederbegegnung mit Graßhoff! Lothar Haas drückte es so aus: „Dank an den Autor posthum und auch an seinen Sohn Roger Grasshoff, der uns durch seine Erlaubnis diese Veranstaltung ermöglicht hat!“ Mit viel Applaus dankte das begeisterte Publikum schließlich dem Rezitator Hermann Wiedenroth, und der Vorstand dankte nicht nur mit Worten, sondern mit einem Glas Honig für diesen besonderen, nachhaltigen Nachmittag.
Lesung im Garten des Kanzleicafés:
Mit Bernd Rauschenbach auf die „Äußeren Skurrilen“
Im Garten des Kanzleicafés hatten sich auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft Literaturfreunde zusammengefunden, um Bernd Rauschenbachs Lesung zu hören. Der weithin bewunderte Autor stellte Kurzprosa aus seinem Buch „Skizzen von den Äußeren Skurrilen“ (Wehrhahn Verlag 2019) vor.
Es wurde ein Fest für die Fantasie, den Kopf, für alle Sinne.
Im Nu entführte Bernd Rauschenbach seine Zuhörerschaft in die Weite: auf entlegene Inseln, in Träume, in Geschichte und Geschichten, vor allem in die vieldeutigen Sprachwelten. Bezeichnend dafür ist schon das Zitat von Stefan George, das er seiner Skizzensammlung vorangestellt hat:
„… stets mit vollen segeln / zurück ins land des traums und der legende …“
Einführend rezitierte Bernd Rauschenbach seine Erzählung „Lötzinn“ aus seiner Veröffentlichung „Applausordnung“ (Wehrhahn Verlag 2014), in der eine Mutter mit einer gespielten plötzlichen Schwangerschaft, ihrem Luftballon-Bauch, ihren kleinen Sohn zum Lachen zu bringen versucht. Ihre Kindheits- und Jugendzeit ziehen an ihr vorbei, bittere deutsche Geschichte: ihre Heimat im Osten, sie als BDM-Mädchen, Krieg, Vergewaltigung, Deportation nach Sibirien, Heirat in Ostberlin, ihr Leben in einer gierigen Marktwirtschaft, ein Leben in Widersprüchen, in dem sie sich mit ihrem kleinen Sohn über die Wörter „Blödsinn“ und „Lötzinn“ totlachen kann, aber dann doch mit ihrer geschauspielerten Schwangerschaft nur Schreien und Heulen auslöst. Sie selbst ist mit sich und ihren Lebensaufgaben nicht im Reinen.
Aus den „Skizzen von den Äußeren Skurrilen“ trug Bernd Rauschenbach 16 Texte vor, von unterschiedlichster Schärfe und Länge. Immer sind es Analysen unseres Daseins. Wie oft lebt der Mensch unreflektiert in Selbstzufriedenheit, mit allerlei Prestigegebaren, mit beängstigender Erlebnissucht, Gottverlassenheit und träumt sich eine eigene Welt zusammen, die von außen betrachtet nichts anderes als ulkig-bizarr ist. Mit vielerlei sprachlichen Mitteln, etwa dem Wortspiel, dem Reim, manchen Nebenbedeutungen eines Begriffs und vor allem auch mit seinem bewundernswerten Vortrag hilft uns Bernd Rauschenbach, ihm zu den Inseln der „Äußeren Skurrilen“ zu folgen.
Die Skizze „Peng“ z.B. leitet er mit einem grandiosen lauten Ausruf ein: „peng!“, das Publikum erschrickt, aber assoziiert zugleich – ganz im Sinne des Autors – mancherlei eigene Erfahrungen mit lauten Geräuschen. Im Text folgen ausformulierte Erinnerungen an die Kindheit, etwa die lauten Bundesjugendspiele, die knallenden Paddelknaben auf dem Nil und dann der Schrecken eines vernommenen Knalls in der Nacht, der an den „Urknall“ erinnert: „„Aber den Urknall, den gibt es doch gar nicht.“ „Noch nicht“, sage ich trotzig. „Noch nicht.““
Einer der Höhepunkte in der Lesung war sicherlich das Reime-Spielchen mit dem Titel „Spritz“. Hier nimmt der Autor die Lyriker, sich selbst eingeschlossen, auf den Arm, die durch Verse und schön ausgesuchte Klänge gefallen wollen. Heraus kommt ein köstlicher Unsinn.
Abschließend hörte dann das Publikum die kurze Skizze „Traumlos“, die beschreibt, dass das Ich nur „schlafen, schlafen, schlafen“ will, „ tief und traumlos“.
Das aber war nicht die Absicht der Zuhörenden, die begeistert applaudierten und sich vornahmen, Rauschenbachs Texte nun auch selbst zu lesen. Denn, so drückte es Lothar Haas, Vorsitzender der Ernst-Schulze-Gesellschaft, in seinen Dankesworten aus: „Dem vielseitigen Sinn nachzugehen, lohnt sich!“
In eigener Sache
Als Website-Administrator möchte ich mich in aller Form bei Herrn Rauschbach für die verspätete Berichterstattung entschuldigen. Die Informationen lagen mir durch die Ernst-Schulze-Gesellschaft rechtzeitig vor - wurden jedoch von meiner Seite nicht entsprechend umgesetzt. Ich bitte mir dieses nachzusehen. Herzlichst Ihr Thomas HInkers
Ein Rundgang mit Rosen für fünf Dichter
An die 40 Menschen zogen am Pfingstsonnabend durch Celle, nicht um zu demonstrieren, sondern weil sie Dichter mit einer Rose ehren wollten. Am „Dichterrosentag“, dem ersten Sonnabend im Juni, den der Verein Literaturlandschaften aus Nordhorn schon seit vielen Jahren ausruft, sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller an einem Denkmal oder einem anderen Gedenkort gewürdigt werden.
Für die Ernst-Schulze-Gesellschaft konnte der Vorsitzende Lothar Haas schon am Schulze-Denkmal im Rosengarten zahlreiche Literaturinteressierte begrüßen. Im vergangenen Jahr hatte die Rosenaktion wegen Corona noch ohne Publikum stattfinden müssen. Jetzt war bei allen Literaturfreunden die Freude groß, dass dieses Ereignis gemeinsam begangen werden konnte. Und das Wetter spielte mit, viele Besucher suchten sogar den Schatten.
Um den 1817 jung verstorbenen Celler Dichter Ernst Schulze zu ehren, knüpfte Lothar Haas an die Verse aus Schulzes berühmtestem Werk an, der Versdichtung „Die bezauberte Rose“, die in die Stele des Denkmals eingemeißelt sind. Diese Verse aus der vorletzten Strophe des Werks sprechen davon, dass Bräutigam und Braut sich umschlingen. Er trug dann die letzte Strophe vor, in der der Dichter den frühen Tod der Geliebten betrauert und die mit den Versen endet:
„Und mir ist nichts aus jener Zeit geblieben
Als nur dies Lied, mein Leiden und mein Lieben.“
Zu Füßen des Denkmals wurde dann – mit einer kleinen Erläuterungstafel – eine Rose für Ernst Schulze niedergelegt. Schon am Vortag hatte ein anderer Literaturfreund den Kopf der Büste mit einem Kranz aus Efeu und einer Rose eindrucksvoll geschmückt. –
Gemeinsam zog man weiter, zur Fritz-Grasshoff-Gasse. An der Ecke Kalandgasse gedachte Friederike Schiedung des Zeichners, Malers und Schriftstellers Fritz Graßhoff, der von 1946 bis 1967 in Celle gelebt hat. Er ist später nach Kanada ausgewandert und dort 1997 gestorben. Friederike Schiedung hob die Breite seiner künstlerischen Tätigkeit hervor und zitierte aus einem Gedicht, das erstmals 1963 in der „Großen Halunkenpostille“ veröffentlicht worden ist und das mit der Strophe endet:
„Stets beim Graben findet Herr Ogoreg
wunderliche Dinge unverhofft.
Manchmal rostige, verbeulte Helme,
manchmal Notgeld, und das ziemlich oft.“
Als Beispiel der eingängigen Texte voller Ironie brachte sie noch eine Passage aus einem mit vielen kleinen Zeichnungen versehenen Kalender, den Graßhoff für Dr. Hermann Moeck aus Celle geschaffen hat, mit dem er befreundet war. Abschließend verwies sie darauf, dass etliche Zeichnungen Graßhoffs aus der Graphothek der Stadtbibliothek Celle ausgeliehen werden können.
Eine Rose zu Ehren von Graßhoff wurde mit einer Hinweistafel an dem Pfahl beim Straßenschild angebracht.–
Von dort gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die wenigen Schritte bis zur Stadtkirche und versammelten sich hier vor dem Porträt von Johann Arndt, der in Celle ab 1611 als General-Superintendent für das Herzogtum wirkte. Hier förderte er Schulen für Jungen wie Mädchen und schrieb bis 1621, seinem Lebensende, mehrere seiner bedeutenden Werke. Elke Haas nannte seine „Bücher vom wahren Christentum“, die Erbauungsschriften enthalten, und das „Paradiesgärtlein“ mit Gebeten, einige davon in Gedichtform. Arndts Anliegen sei es gewesen, den Menschen mit „aufhelfenden Mitteln“ stark und verantwortlich für sich selbst und für andere zu machen. Arndt habe in einer schweren Zeit gelebt: Die Glaubensbekenntnisse bekämpften sich, der 30jährige Krieg brach aus, die Landesherren unterdrückten ihre Untertanen und kämpften gegen den Kaiser, die Pest wütete.
Arndts einzigartiges Mittel, die Menschen stark zu machen, betonte Elke Haas, sei seine Sprache gewesen. Arndt habe sich gemüht, allen Deutschen verständlich zu sein. Er schrieb volkstümlich, bildhaft, andererseits nachdrücklich appellierend. Die Wirkung der Schriften Arndts sei gerade insofern kaum zu überschätzen. Arndts Texte sind tatsächlich zu wichtigen Bausteinen unserer allgemeinen deutschen Hochsprache geworden. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt. Zahlreiche Auswanderer haen sie mit nach Übersee genommen. Eine Passage aus seinen eindrucksvollen Gebeten beschloss die Erläuterungen. Mit einer unter dem Porträt abgelegten Rose wurde Arndt schließlich geehrt.–
Aus der Stadtkirche führte der Rundgang dann weiter zur Schuhstraße 22. Hier befindet sich hoch über der Haustür eine Gedenktafel für den Dichter Ludwig Hölty. Dietrich Klatt, der die Tafel 1965 gestaltet hat, erläuterte, dass Hölty hier nicht etwa geboren wurde, sondern dass dies das Elternhaus von Höltys Mutter war. Geboren wurde er im Stift Mariensee bei Neustadt am Rübenberge, wo sein Vater Pfarrer war. Die Mutter starb, als er 9 Jahre alt war, und bald darauf erkrankte der Junge schwer an den Blattern. Er überlebte die Krankheit zwar, aber die Narben entstellten ihn stark und sein Augenlicht war lange Zeit beeinträchtigt. Als er genesen war, hat der Vater ihn selbst intensiv unterrichtet. Wie Dietrich Klatt schilderte, war der Junge auch selbst sehr lernbegierig, er las und las.
1765 kam er zu seinem Onkel nach Celle und besuchte die Lateinschule bis 1768, bevor er 1769 zum Theologiestudium nach Göttingen ging. Hier schrieb er zahlreiche Gedichte, die später auch von großen Komponisten vertont wurden, und gründete mit mehreren anderen jungen Dichtern, u.a. Johann Heinrich Voß, den naturverbundenen „Hainbund“. Zahlreiche Gedichte schrieb er, die u.a. im Göttinger Musenalmanach erschienen. Einige Verse zitierte Klatt aus einem Hölty-Gedicht, das als eines von mehreren den Titel „Mailied“ trägt. Zum Abschluss dieser Station wurden an der Gedenktafel ein Rosenstrauß angebracht und eine Tafel zum Dichterrosentag. Diese besonders herausfordernde Aufgabe (die Gedenktafel hängt sehr weit oben) erledigte der glänzend kostümierte Uwe Winnacker bravourös, von einer hohen Leiter aus.–
Schließlich ging man gemeinsam zum Hotel „Leisewitz’ Garten“, um den
Dichter Johann Anton Leisewitz aus der Goethe-Zeit zu ehren. Martin Reuter, Inhaber des Hotels, hatte für die große Runde der Literaturliebhaber zwischen den schönen Bäumen Tische und Stühle zum abschließenden Kaffeetrinken bereitgestellt. Nach den etwas anstrengenden ersten Stationen des Rundgangs konnte Elke Haas hier in entspannter Atmosphäre und in einladender Umgebung etwas über das Haus und den Dichter sagen.
Vor rund 300 Jahren kauften die Eltern des Dichters, wohlhabende Händler in Celle, dieses Grundstück jenseits der Aller. Da der Vater früh verstarb, kam der Sohn Johann Anton mit neun Jahren nach Hannover zur Familie der Mutter, hat aber Celle lebenslang besucht, auch um seinen Herzensfreund Albrecht Thaer zu treffen.
Leisewitz studierte in Göttingen Rechtswissenschaften und Geschichte, schrieb aber auch Literarisches. Gleichgesinnte junge Autoren nahmen ihn 1774 in den Göttinger Dichterverein „Hainbund“ auf. Als das Hamburger Theater die Preisaufgabe stellte, ein Drama zum Thema „Brudermord“ einzureichen, beteiligte sich der 22jährige Leisewitz mit dem Trauerspiel „Julius von Tarent“. Den 1. Preis gewann er zwar nicht, erhielt aber viel Aufmerksamkeit in ganz Deutschland. Sein Stück wurde von mehreren Verlagen publiziert, es wurde aufgeführt, Lessing lobte es, der junge Schiller lernte es auswendig und gestaltete seine „Räuber“ danach. Weitere Stücke veröffentlichte Leisewitz nicht mehr, er war ungemein selbstkritisch. Ja, er verpflichtete seine geliebte Ehefrau, alle seine poetischen wie historischen Texte nach seinem Tod zu vernichten. Und das tat sie dann auch.
Beruflich arbeitete Leisewitz als Jurist in Braunschweig. Er war Prinzenerzieher und Hofrat, schließlich auch Mitglied der Regierung. Die Braunschweiger Mitbürger verehrten ihn als „Vater der Armen“, denn er stellte die Fürsorge der Armen auf eine rechtliche Basis, der Staat sollte soziale Verpflichtungen übernehmen.
Zum Abschluss wurde dann ein Zitat aus „Julius von Tarent“ (2. Aufzug, 5. Auftritt) vorgetragen, das aus heutiger Zeit zu stammen scheint:
„Die Welt ist mein Vaterland, und alle Menschen sind ein Volk – durch eine allgemeine Sprache vereint! – die allgemeine Sprache der Völker ist Tränen und Seufzer – ich verstehe auch den hilflosen Hottentotten und werde mit Gott, wenn ich aus Tarent bin, nicht taub sein! –
und musste denn das ganze menschliche Geschlecht, um glücklich zu sein, durchaus in Staaten eingesperrt werden,
wo jeder ein Knecht des anderen, und keiner frei ist –
jeder an das andere Ende der Kette angeschmiedet, woran er seinen Sklaven hält.“
Beeindruckt von diesen 250 Jahre alten Worten, brachten die Teilnehmenden dann noch zum Schluss des Dichterrosentags an der Fassade des Hauses eine Rose an und einen Hinweis auf diesen Tag.
Burckhard Garbe war Schüler des Gymnasiums Ernestinum, hat als Germanist an der Universität Göttingen gewirkt und sein literarisches Werk breit gefächert. Seit langem wird der im Dichterraum Celle gewürdigt. 2012 hatte er bei der Bibliotheksgesellschaft Celle eine Lesung.
Aus Anlass seines 80. Geburtstags im vergangenen Jahr hatten wir ihn wieder zu einer Lesung einladen wollen. Kurz zuvor ist er aber verstorben. So wollen wir uns in einem Gespräch Aspekten seines literarischen Werks zuwenden.
Mit besten Grüßen
Lothar Haas
Bekim Morina las aus seinen Gedichten
Im Kanzleicafé war es ein Fest für und mit Bekim Morina, dem Lyriker aus dem Kosovo, es war eine Feier der Literatur. Morina las aus seinem zweisprachigen Gedichtband „Etwas Besseres als den Tod“, albanisch und deutsch.
Zahlreiche Zuhörer und Zuhörerinnen waren der Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft gefolgt, um Bekim Morina zu hören. Er ist studierter Sprachwissenschaftler, aber auch Dichter, und lebt seit fast 20 Jahren in Celle, zusammen mit seiner Frau Bafta Fejzullahu, ebenfalls Autorin. Albanisch ist seine Muttersprache. Geboren 1972 in Prizren, studierte er 1993 bis 1997 in Pristina Literaturwissenschaft und Albanisch, zeitweise im Untergrund. Damals konnte er zwei erste Bände mit Gedichten veröffentlichen.
Die kriegerischen und nationalistischen Auseinandersetzungen nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens bedeuteten für Morina Verfolgung, Gefängnis und Folter, hatte er sich doch auch politisch betätigt. Schließlich gelang ihm 1998 zusammen mit seiner Frau die Flucht. Nach Aufenthalten und auch Internierungen in sieben europäischen Ländern gelangten sie schließlich nach Deutschland. Ab 1999 lebten sie als Flüchtlinge in Niedersachsen. Es war ein Glücksfall, dass der Lyriker Oskar Ansull hier mit ihnen in Kontakt kam.
Er und die RWLE Möller Stiftung ermöglichten, dass 2006 ein zweisprachiger Gedichtband erschien, aus dem Bekim Morina jetzt las. Oskar Ansull und die Übersetzerin Oda Buchholz hatten damals in langer, langer Arbeit und in unzähligen Gesprächen zu zweit und zu dritt die albanischen Gedichte ins Deutsche übertragen. Für Bekim Morina war es, wie er heute sagt, „eine einmalige Erfahrung“.
Als erstes stellte der Lyriker das fünfstrophige Gedicht „Im alten Nest“ vor, auf Albanisch zuerst, dann auf Deutsch. Das Thema ist die Trauer, die Klage über die Einsamkeit, auch das Alter, denn Freunde und die einst große Gemeinsamkeit sind unwiederbringlich verloren. Sehr anschaulich wird die Klage dadurch gemacht, dass ihr Ort das jetzt fast leere Café ist, in dem das Ich sitzt, zuletzt aber doch schreiben will und eine Runde – für wen aber? – aufs „Wohl“ auszugeben bereit ist. Das Gedicht ist im albanischen Original streng in Versmaß und Reim. Bekim Morina trug die Strophen sehr nachdrücklich vor, Emotion verband sich mit strukturbewusster Konzentration.
Das zweite von ihm vorgestellte Gedicht, diesmal nur auf Deutsch, hat den Titel „Testament“. Es ist zum einen durch seine Länge –54 Strophen – außergewöhnlich, zum anderen dadurch, dass seine erste Strophe und damit wohl auch das inhaltliche Konzept schon im Kosovo entstanden. Hier klagt das Ich, das als ein bereits Gestorbener spricht, nicht über den eigenen Tod, sondern es preist seine jetzige Unabhängigkeit, seine „Freiheiten“ von aller Liebedienerei, Anpassung, Karrierestürmerei. Ein Gedicht, das alle Zuhörenden nachdenklich stimmte, sie einbezog.
Das „Testament“ unterscheidet sich von den meisten übrigen Übertragungen dadurch, dass auch die deutsche Fassung durchgehend gereimt ist. Bekim Morina schilderte, dass dies ursprünglich nicht beabsichtigt gewesen sei, dass sich hier die Reime aber schon bald wie von selbst eingestellt hätten, der Rhythmus habe es so haben wollen. So hätten alle drei Beteiligten dann dieses Ergebnis bejaht.
Weitere Gedicht-Themen Morinas sind noch konkretere Gesellschaftskritik, sind Liebe, Sehnsucht nach der Heimat wie auch Selbstvergewisserung als Autor, als Poet. Die Zuhörenden blieben fasziniert von der Verve seines Vortrags. Den Vorschlag, es mögen doch abwechselnd die Gedichtstrophen in beiden Sprachen rezitiert werden, griff Bekim Morina auf, und Elke Haas stellte sich gern für den Vortrag der deutschen Übersetzung zur Verfügung. So wurden u.a. die Gedichte „Gefühlsduselei“, „Frag mich nicht“, „Grabinschrift“ und „Unser Park“ rezitiert und fanden größte Aufmerksamkeit. Fragen aus dem Publikum führten schließlich zu einem intensiven Gespräch mit dem Autor.
In Otto Haeslers Direktorenhaus:
Oskar Ansull liest aus seinem neuen Buch „Gedichte“
Das von Otto Haesler gebaute Direktorenhaus in der Magnusstraße zeigte sich wieder einmal als wunderbarer Ort für Kulturveranstaltungen, als Oskar Ansull hier aus seinem neu erschienenen Band mit dem trefflichen Titel „Gedichte“ las. Seine Verehrerinnen und Verehrer hatten sich nicht abhalten lassen, ihn zu hören, auch zu Corona-Zeiten und mit Maske waren sie von fern und nah gekommen. Die Ernst-Schulze-Gesellschaft konnte eine größere Gruppe begrüßen. Zur Freude aller hatte der Dichter einen außergewöhnlichen Akkordeon-Künstlerfreund mitgebracht, Stefan Goreiski. Seine musikalischen Improvisationen hielten einfühlsam Zwiesprache mit Ansulls Rezitationen, mal leise, mal heftig, immer auf den Text und seinen Rhythmus eingehend.
Der neue Band „Gedichte“ umfasst drei größere Zeitabschnitte des Schaffens des Autors: 46 Gedichte des Bandes „Disparates“ von 1984 (aus dem Radius-Verlag), 44 Gedichte des Bandes „Entsicherte Zeit“ von 1988 (aus dem Postskriptum-Verlag) und 63 in neuerer Zeit entstandene Gedichte, versammelt unter dem Titel „in die laufende trommel“. Die jüngsten Gedichte zeichnen sich optisch durch Kleinschreibung aus. Leserinnen und Leser werden so auf eine nachdrückliche Aussage vorbereitet: Alle Momentaufnahmen, festgehalten in Wörtern und Verszeilen, sind gleichwertig, denn in unserem Dasein gibt es keine herauszuhebenden „Hauptwörter“, alle Wörter sind kleinwertige Versuche, eine Sinnhaftigkeit in einer erhofften Lebensordnung zu bezeichnen.
Oskar Ansull ist ein gesellschaftspolitisch orientierter Lyriker. Viele seiner Gedichte signalisieren bereits mit dem Titel, dass es um das Wahrnehmen unserer Vergangenheit wie auch unseres jetzigen Standortes – unserer „Heimat“ – geht. Er reflektiert sich dabei selbst beispielhaft. Nicht selten sucht er mit seinen Versen den Dialog mit anderen Dichtern, heutigen wie früheren, den antiken Größen wie den deutschen Klassikern.
So erinnert das Gedicht „rachegötter“ an Schillers Ballade „Die Kraniche des Ibykus“, indem einem ihrer Verse als Motto vorangestellt ist: „wenn keine andre stimme spricht“. Doch während bei Schiller das Unrecht, der Mord, durch die Macht der Erinnyen aufgedeckt und gesühnt wird, fragt sich, so Ansull, der Mensch von heute, zagend: „wer schreibt / die gottverlassene / plutoniumballade / […] mit / gutem ausgang“ ? Alle Gewissheiten erscheinen uns verschwunden, unsere Bedrohtheit durch menschenverachtende Wissenschaften ist gewaltig.
Das Gedicht „Zahlen & Figuren“ ist vor fast dreißig Jahren entstanden. Bevor Ansull es rezitierte, machte er die Zuhörerschaft auf den engen Bezug zu gleichwertigen Problemen in der Gegenwart aufmerksam: So zählten Menschen heute wie damals oft nur noch als Kartei-Eintrag, ohne Papiere erscheine der Mensch als ein Nichts. Ansull stellt sich in seinem Gedicht direkt neben zwei Dichter, um dieses politische Problem auszuleuchten: Er zitiert als Motto Worte von Joseph Roth: „Und was ist ein Mensch ohne Papiere? / Weniger als ein Papier ohne einen Menschen!“ Später im Gedicht zitiert er Novalis: „wenn nicht mehr Zahlen und Figuren / sind Schlüssel aller Kreaturen“. Mit eindrucksstarken Versen bringt sich Ansull in diesen Dialog ein: „Menschenerfassung & Menschenauswertung / von der Geburt bis zum Grab / die totale Kartei“ […] und schließt mit den Zeilen: „Schlüssel aller Kreaturen / Papiermenschen, Novalis / Papiermenschen“. Welch ein Aufruf, endlich zur Besinnung zu kommen! Stefan Goreiski interpretierte die Worte mit schnellen Tönen des Akkordeons, mit lauten, unmelodischen Frequenzen, einen aufgeregten Herzschlag verdeutlichend.
Es verwundert nicht, dass Erich Fried den Celler Oskar Ansull nicht nur wahrnahm, sondern auch nachdrücklich zu schätzen wusste. So erzählte Ansull davon, wie er dem damals hochberühmten, seit 1938 in London im Exil lebenden Lyriker bekannt wurde. Dessen Anerkennung habe ihn sehr motiviert. Die Zuhörerschaft im Direktorenhaus freute sich nachträglich mit.
Nach einer corona-gemäßen Lüftungspause begann der zweite Teil der Lesung mit einer „Kür“, wie Ansull sich ausdrückte und Stefan Goreiski es musikalisch durch eine schwungvolle Tanzmusik unterstrich: Wir hörten Gedichte zu Reisen in den Süden, ein erstes, dem verstorbenen Freund und Mitstreiter RWLE Möller gewidmet, trägt den Titel: „Ich war in Delphi“. „Einzig die vierfarbige Postkarte / aus der Kindheit ist geblieben“, bedauert das Ich seine unzureichende Wahrnehmung der großen Kunst- und Geschichtsschätze. Das Ich bereist in verschiedenen Gedichten in Italien Rom, die Toskana. Einen weiteren Höhepunkt bildete dabei die Erzählung „Moses“ aus dem 2020 erschienenen Band „Papierstreifen“. Sie handelt vom Petersdom, der dortigen Geschäftemacherei und auch von einem Mann, der sich hoch oben am marmornen Judas-Standbild unendlich lange anklammert, ohne dass er beachtet wird.
Ebenfalls in Prosa, ergötzlich, aber nachdenklich, hat Ansull auf einmalige Weise seinen Weg zur Sprache, zur Literatur beschrieben. Die Skizze „Heimat“ aus dem Erzählband „Papierstreifen“, trug er ausdrucksvoll vor: Als kleines Kind in Westercelle, das erst spät zu sprechen begann, habe er den dortigen Friedhof mit seinen uralten Grabsteinen für sich entdeckt. Die eingemeißelten Namen und Berufe hätten ihn fasziniert, denn sie ließen ihn die einmalige Geschichte des Ortes erahnen. Ansull beschreibt sich als kleinen Jungen mit diesem Satz: „Hier, an der Fuhse, mitten im gesprochenen Platt und geschriebenen Hochdeutsch, erstolperte und erstotterte er sich Heimat.“
Am Schluss gab es überwältigenden Applaus für den Dichter wie für seinen Musik-Interpreten Stefan Goreiski. Ansull schenkte den Zuhörenden, den aktuell wunderbar mit Sprache und Literatur Geimpften als Zugabe die köstliche Kleinstschilderung „Jocko“ aus „Papierstreifen“: Der durch einen Fensterschlag heftig getroffenen Papagei Jocko muss für tot gehalten werden, kommt aber wieder zu sich und kommentiert das Unglück selbst mit dem antrainierten Seufzer „Ogottogott“.
Für die Ernst-Schulze-Gesellschaft konnte Lothar Haas mit einem herzlichen Dank an beide Künstler für diese mitreißende Veranstaltung schließen. Oskar Ansull versprach unter starkem Beifall auch für das kommende Jahr wieder ein Buch.
Ernst-Schulze-Denkmal im Rosengarten gefeiert
Im Rosengarten am Französischen Garten hatten sich viele Menschen eingefunden, bei schönstem Sommerwetter. Schon seit einem halben Jahr steht dort zwischen den Rosenbüschen das Denkmal für den Dichter Ernst Schulze (1789 - 1817). Eine Denkmal-Enthüllung und eine Feier aus diesem Anlass waren im Winter wegen der Pandemie unmöglich gewesen. In den letzten Monaten ist die hellgraue Stele mit dem Kopf aus dunklem Stein zwar für viele schon ein vertrauter Anblick geworden, aber eine würdige Feier fehlte noch.
Dazu hatte die die Ernst-Schulze-Gesellschaft jetzt eingeladen. Die Pandemie machte auch jetzt noch Einschränkungen notwendig: Eine Anmeldung war notwendig, Abstand musste eingehalten werden, und eine Maske war zu tragen. Das aber hielt die Interessierten nun nicht davon ab, in den Rosengarten zu kommen. Bei allerbestem Sonnenschein konnte das Denkmal willkommen geheißen werden. Die große Platane bot genügend Schatten. Mehr als 60 Gäste hatten sich eingefunden: Mitglieder der Ernst-Schulze-Gesellschaft, Förderer, Unterstützer, Politiker, Schüler des Ernestinums. Zwei junge Kurden hatten schon bei den Vorbereitungsarbeiten mitgewirkt. Leider musste die Zahl der Teilnehmenden wegen der Corona-Hygienevorschriften sehr begrenzt bleiben, die Anwesenden aber freuten sich sichtlich, das Denkmal zu feiern.
Seit über hundert Jahren hatte man in Celle über ein Denkmal für Ernst Schulze diskutiert und gestritten, für den großen Romantiker, den bedeutenden Dichter und Sohn dieser Stadt. Nun endlich ist die Idee Wirklichkeit geworden. Geschaffen hat das Werk der in ganz Deutschland hoch angesehene Bildhauer Uwe Spiekermann. Er hatte 2019 in der Walhalla in Regensburg eine Porträtbüste von Käthe Kollwitz aufstellen können.
Mit gespammter Aufmerksamkeit lauschten die Gäste nun Dietrich Ackemann, der die Veranstaltung mit einem Trompetensolo des Barockkomponisten Henry Purcell eröffnete. Nach der Begrüßung durch Lothar Haas, den Vorsitzenden der Ernst-Schulze-Gesellschaft, sprach Oskar Ansull über Ernst Schulzes dichterisches Werk, über seine Selbsteinschätzung, über seine schärfer werdende Kritik „an der Stickluft engster bürgerlicher Verhältnisse“. Ansull: „… ein wacher lebensfroher Geist mit zuweilen beißendem Spott auf Spießertum …“ oder „Schulze nimmt die Haltung eines Rollenspielers ein, tritt öffentlich in wechselnden Masken auf, sein Inneres schützend zu verbergen.“ Manche Aspekte der Haltung des Schriftstellers beleuchtete Oskar Ansull und sah bei ihm den „Wunsch mancher freigeistiger, romantischer Dichter, ganz selbst in gesteigerter Intensität zu sein“.
Aus künstlerischer Sicht betrachtete Dietrich Klatt das Denkmal. Zu dem Kopf aus hartem Hessischem Olivindiabas sagt er: „Dieser Kopf wächst aus flächigen, scharfkantigen Formen des Wachenzeller Dolomits hervor. Seine Oberfläche scheint zu vibrieren, sie ist rau, aufgewühlt und leicht gewellt, sie ist vom Leben gezeichnet.“ Und er schließt: „Uwe Spiekermann hat ein denkwürdiges Werk geschaffen, das zum Sehen und zum Begehen, zum Lesen, zum Nachdenken und zum Bedenken auffordert – ein Denkmal für Ernst Schulze!“ Die Anwesenden konnten sich davon überzeugen, wie treffend diese Wertung ist.
Lothar Haas hatte sich sehr zufrieden gezeigt, dass die Bemühungen um ein Denkmal nach so langer Zeit trotz einiger Verzögerungen und Gegenkräften endlich erfolgreich waren. Danken konnte er den großen finanziellen Förderern, der RWLE Möller Stiftung, der Sparkasse, der in Celle ansässigen Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg und der Arno Schmidt Stiftung Bargfeld, die den Grundstock zur Finanzierung des Denkmals gelegt haben. Für diese Förderer sprach Stefan Gratzfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse und betonte die Bedeutung kultureller Aktivitäten für die Gemeinschaft. Solche Anstrengungen im Rahmen des Möglichen finanziell zu unterstützen, sei den Förderern ein beständiges Anliegen.
Lothar Haas hatte den Blick auch darauf gelenkt, dass 40 Prozent der Kosten des Denkmals von den Mitgliedern und privaten Unterstützern der Ernst-Schulze-Gesellschaft aufgebracht worden sind, durch Mitgliedsbeiträge und in vielen kleineren und größeren Spenden. Haas: „Öffentliche Kassen haben nichts beitragen müssen. Die Zivilgesellschaft hat mit vielen einzelnen Beiträgen dieses Denkmal ermöglicht!“
Nach den Ansprachen wurden aus dem Vorstand der Ernst-Schulze-Gesellschaft noch Zitate des Dichters vorgetragen. Elke Haas sprach die Verse aus der „Bezauberten Rose“, die auf dem Denkmal wiedergegeben sind:
„Wie innig Ros’ und Lorbeer sich verschlingen,
Umschlingen jetzt sich Bräutigam und Braut. –
Stumm war die Nacht, dem Dichter nur verrieten,
Was sie gesehn, Laub Lüfte, Duft und Blüten.
Friederike Schiedung rezitierte Worte aus einem Brief Schulzes, geschrieben aus Göttingen an einen Freund:
„Für ein Heideblümchen gäbe ich die ganze Flora des botanischen Gartens, und gern entsagte ich den Bergen mit ihren Ruinen und laubigen Wäldern; und die freundlichen Partien, welche die Gegend ringsum darbietet, wollte ich mit Freuden opfern, wenn ich den Lachtehäuser Sandweg hierher zaubern könnte.“
Den Schluss machte die Trompete von Dietrich Ackemann mit einem Thema von Carl Maria von Weber, einem Zeitgenossen Schulzes. Von der Veranstaltung und von dem Denkmal zeigten sich alle beeindruckt, und sie konnten sich voller Anregungen auf den Heimweg machen.
„Dichterrosentag“ in Celle
Im Rosengarten am Französischen Garten versammelten sich jetzt einige Verantwortliche der Ernst-Schulze-Gesellschaft. Zu Ehren des vor über 200 Jahren verstorbenen Celler Dichters Ernst Schulze legten sie an seinem Denkmal eine Rose nieder. Auch an vielen anderen Orten im deutschsprachigen Raum haben an diesem Tag Literaturvereine und Literaturinteressierte an einem Denkmal, einem Grab oder einem anderen Ort Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit einer Rose geehrt. Zu dem diesjährigen „Dichterrosentag“ hatte der „Verein Literaturlandschaften“ aus Nordhorn aufgerufen, wie er das seit 25 Jahren tut.
In dem schönen kleinen Rosengarten, in dem gerade die Rosenblüte beginnt, erinnerte Lothar Haas, Vorsitzender der Ernst-Schulze-Gesellschaft, daran, dass das von Uwe Spiekermann geschaffene Denkmal hier gerade vor einem halben Jahr errichtet worden war. Haas sprach auch von den Versromanen, die Ernst Schulze verfasst hat, darunter sein berühmtestes Werk „Die bezauberte Rose“, und er verwies darauf, dass Franz Schubert eine Reihe kunstvoller Gedichte Ernst Schulzes vertont hat, die noch heute rund um die Welt aufgeführt werden.
Die vier Verse aus Schulzes „Bezauberter Rose“, die sich um das Denkmal herumziehen, trug Haas vor:
Wie innig Ros und Lorbeer sich verschlingen,
Umschlingen jetzt sich Bräutigam und Braut. –
Stumm war die Nacht; dem Dichter nur verrieten,
Was sie gesehn, Laub, Lüfte, Duft und Blüten.
Freuen konnte sich die Ernst-Schulze-Gesellschaft darüber, dass an diesem Tag nicht nur sie den Dichter mit einer Rose ehrte. Zuvor waren schon zwei Rosen dort niedergelegt worden.
Die Ernst-Schulze-Gesellschaft wollte an diesem Tag nicht nur ihrem Namengeber die Ehre erweisen, auch drei weitere Schriftsteller, die in Celle gestorben sind, wurden mit einer Rose gewürdigt. Weiter ging es also zur zweiten Station. Für den im Jahr 1611, also vor vierhundert Jahren, verstorbenen Johann Arnd(t) legte VorstandsmitgliedAnke Prinzhorn eine Rose nieder. Da Arndt in der Gruft unter der Stadtkirche bestattet ist, konnte die Aktion nicht dort stattfinden. So war als Ort die Trift ausgewählt worden, angrenzend an die nach Arnd(t) benannte Arndstraße. Der Brunnen mit der Schäferfigur war ein würdiger Ort für die Ehrung.
Elke Haas erläuterte, dass der Generalsuperintendent nicht nur Theologe war, sondern ein Mann von großer dichterischer Kraft, der die Menschen mit seinem Wort beeindruckt hat. Seine „Vier Bücher vom wahren Christentum“ und das „Paradiesgärtlein“ wurden in viele europäische Sprachen übersetzt. Für die Menschen waren die Bücher in schwerer Zeit Stütze und Trost. Später nahmen Auswanderer Arndts Bücher mit ihrer anschaulichen, bildreichen und rhythmisch starken Sprache mit in die Neue Welt. Ein Beispiel trug Elke Haas vor:
Gott hat uns seinen lieben Sohn zu einem Propheten, Doktor und Lehrer verordnet, und denselben durch eine Stimme vom Himmel empfohlen, und zu hören befohlen. Dieses Lehramt hat der Sohn Gottes nicht allein geführet mit Worten, sondern auch mit Werken und schönen Exempeln seines allerheiligsten Lebens, wie einem rechtschaffenen Lehrer gebühret […].
Weiter begaben sich die Beteiligten zum alten Friedhof an der Kuckuckstraße. Hier wurde Vincentius Dominus de Magno Cavallo gewürdigt, der vor etwa 300 Jahren geboren und 1805 auf diesem Friedhof begraben wurde. Da Magno Cavallos Grab nicht mehr existiert, war eine andere alte Grabstelle für die Würdigung ausgewählt worden. Auf der Grabplatte lag ein fiktives Porträt Magno Cavallos, eine von Friederike Witt-Schiedung geschaffene Collage.
Lothar Haas sprach davon, dass Magno Cavallo wohl ein entlaufener Mönch aus Italien war, der in Europa herumgezogen ist, eine schillernde Persönlichkeit, ein Exzentriker. Nach Celle kam er wegen Caroline Mathilde, und er wohnte hier lange in der Neustadt. Mancherlei literarische Texte hat er geschrieben, und er hat auch eine der ersten Frauenzeitschriften herausgebracht.
Die Würdigung für diesen sehr speziellen Celler Literaten bekam dadurch besonderen Glanz, dass sein Textbeispiel von Uwe Winnacker – als Wiedergänger des Geehrten in glanzvollem Kostüm – gesprochen wurde:
Ein Compliment ohne Melodie, ist wie eine Speise ohne Zucker, und ohne Salz, wie ein Trunk kaltes Wasser ohne Geschmack, ohne Geist, ohne Wärme.
Im Gegentheil ein Compliment mit Aria, ist ein Nektar, und eine Ambrosia, fähig mit Vergnügungen und Entzückungen nicht allein menschliche, sondern auch himmlische Geister zu nähren.
Schließlich ging es weiter zum Waldfriedhof. Hier ist Kurt Rose begraben, geboren 1908 und gestorben 1999 in Celle. Über diesen Dichter, der Lebensstationen in etlichen Ländern verbracht hat, sprach Vorstandsmitglied Friederike Schiedung. Rose war Übersetzer, Lehrer, Verfasser von Sach- und Fachbüchern und ein Dichter. Zu seinem dichterischen Werk gehören sieben Lieder, die im heute gültigen evangelisch-lutherischen Gesangbuch stehen. Den Text eines Kanons von ihm aus dem Gesangbuch, der gut in die heutige Corona-Zeit passt, rezitierte Friederike Schiedung dann:
Das wünsch ich sehr,
dass immer einer bei mir wär,
der zu mir spricht:
„Fürchte dich nicht.“
Am Grabstein des Celler Dichters Kurt Rose konnte Anke Prinzhorn dann die vierte der Rosen niederlegen.
Dieser Dichterrosentag soll für Celle nicht der letzte gewesen sein.
TÄTIGKEITSBERICHT 2019/2020
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Ein Denkmal für einen Dichter,
für Ernst Schulze!
Bislang gab es in Celle kein Denkmal für einen Dichter oder sonstige Kunstschaffende. Das hat sich jetzt geändert. Im Rosengarten am Französischen Garten steht ein Denkmal für Ernst Schulze, den aus Celle stammenden und hier vor mehr als 200 Jahren jung gestorbenen berühmten Dichter der Romantik. Im Rondell des Rosengartens hat der Bildhauer Uwe Spiekermann seine Skulptur aufgestellt, die er im Auftrag der Ernst-Schulze-Gesellschaft geschaffen hat.
Eine schmale Stele aus hellgrauem Wachenzeller Dolomit erhebt sich über einer rechteckigen Grundfläche, ist etwas geneigt und in sich leicht verdreht. Damit wirkt sie dem Betrachter zugewandt. Der
obere Teil ist eine stilisierte Büste, der Kopf ist aus Hessischem Olivindiabas, einem dunklen Stein, gearbeitet. Der Kopf der übermannshohen Statue scheint in die Ferne zu blicken. Noch ist das
Denkmal von einem Baustellengitter umgeben, weil der Beton, der es mit dem Fundament dauerhaft verbindet, noch aushärten soll. Zu betrachten ist das Werk aber schon jetzt von allen Seiten. So findet
man nicht nur an der Stele das dunkle Schild „DICHTER ERNST SCHULZE 1789 -1817 CELLE“.
In die Büste eingemeißelt sind auch vier Verse aus Schulzes berühmtestem Werk „Die bezauberte Rose“:
„Wie innig Ros’ und Lorbeer sich verschlingen,
Umschlingen jetzt sich Bräutigam und Braut. –
Stumm war die Nacht; dem Dichter nur verrieten,
Was sie gesehn, Laub, Lüfte, Duft und Blüten.“
Wer diese Verse dort lesen möchte, muss um das Denkmal herumgehen, hat dann aber auch ein starkes Gefühl für die poetische Sprache Ernst Schulzes gewonnen. Und man ahnt, warum dieser Dichter im 19.
Jahrhundert einer der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller war. Wer sich heute auf „Die bezauberte Rose“ einlässt, erfährt, welche Kraft der Dichter auch nach mehr als 200 Jahren hat.
Forderungen und Pläne, Ernst Schulze in Celle ein Denkmal zu widmen, hatte es seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder gegeben, aber die Verwirklichung gelang nie.
2017 gab der 200. Todestag des jung gestorbenen Dichters nun Anlass, die früheren Bemühungen wieder aufzunehmen. Die Ernst-Schulze-Gesellschaft fand in dem Steinbildhauer Uwe Spiekermann einen
Künstler, der für diese Aufgabe alles mitbrachte:
große Erfahrung, fachliche Fähigkeit und begeisterndes Engagement. Er hatte 2019 eine Porträtbüste der Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz für die Walhalla in Regensburg geschaffen,
und im selben Jahr war er von Wirtschaftsminister Althusmann mit dem Niedersächsischen Staatspreis für das gestaltende Handwerk geehrt worden.
Für den Kopf des Denkmals nahm sich Spiekermann eine Zeichnung zur Vorlage, die von August Kestner stammt.
Ernst Schulze und August Kestner (1777-1853) waren eng befreundet. Sie hatten sich im „Literarischen Salon“ kennengelernt, den Henriette Gräfin von Egloffstein, verheiratet mit dem in Celle
gebürtigen Oberforstmeister Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay (1777-1855), in Misburg führte. Der junge Jurist August Kestner war Sohn des hannoverschen Hofbeamten Kestner und dessen Ehefrau
Charlotte geb. Buff aus Wetzlar. (Sie war einst heiß umworben gewesen vom jungen Goethe, der, nachdem ihn „Lotte“ zurückgewiesen hatte, den Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ schrieb.)
Schulze und Kestner verband die Begeisterung für Kunst, Geschichte und Literatur. Ab 1813 nahmen beide als Freiwillige am Befreiungskampf gegen Napoleon teil, zunächst gemeinsam im Anwerbe-Büro des
nunmehrigen Kommandanten Beaulieu-Marconnay in Göttingen, danach 1816 aktiv im Kampf vor Harburg. Wann genau Kestner seinen Freund gezeichnet hat, wissen wir nicht, dass er ihn aber sehr gut kannte
und schätzte, durchaus. –
Name und Leistung August Kestners sind den meisten von uns durch das Museum August Kestner in Hannover bekannt, dessen Grundstock seine große Antikensammlung bildet. –
Dass das Denkmal nun gerade im Rosengarten steht, ist nicht zufällig. Schulzes „Bezauberte Rose“ handelt von der Natur und der Liebe, deren Symbol die Rose ist. In dem genannten Versepos wird eine
junge Frau zu ihrem eigenen Schutz in einen Rosenstrauch verwandelt und später durch echte Liebe aus diesem Zustand erlöst. Dass das Zusammenspiel des Denkmals mit dem Rosengarten als Ort so
realisiert werden konnte dankt die Stadt nicht zuletzt dem Wirken von Jens Hanssen, dem der Rosengarten stets ein Anliegen war.
Dietrich Klatt, der die Entstehung des Denkmals von Beginn an begleitet hat, sagt:
„Der Platz für das Denkmal des Dichters ist ideal. Der Standort, die Form, das Material gehen eine innige Verbindung ein. Die Form der literarischen Werke Ernst Schulzes ist geprägt von Wohlklang und
Rhythmus der Sprache, mit der er den Nächsten, die Liebe und die Natur besingt. Am von vielen Menschen belebten Französischen Garten steht nun im Rosengarten an gut sichtbarer Stelle das aus
Naturstein geschaffene Werk mit seinem Rhythmus der gegliederten Formen aus Schrift und Porträt des Dichters. Es ist auch erfreulich, dass zum ersten Mal in Celle einem Künstler aus Celle ein Denkmal
gesetzt wird. Zwei plastische Werke im Französischen Garten sind fürstlichen Frauen gewidmet, so Éléonore d’Olbreuse, die der Herzog Georg Wilhelm aus reiner Liebe geheiratet hat, und der wegen ihrer
nicht gestatteten Liebe verdammten Caroline Mathilde. Nun wird hier nach zwei Jahrhunderten endlich dem großen Bürger der Stadt ein Denkmal gesetzt.“
Hinter dem Denkmal liegt noch ein flacher Stein, der die Förderer nennt und auf die vielen Privaten hinweist, die gespendet haben. Lothar Haas, Vorsitzender der
Ernst-Schulze-Gesellschaft erläutert: „Wir sind sehr froh darüber, wie viele Spender wir gewinnen konnten. Zusammen mit dem Geld, das aus den Mitgliedsbeiträgen stammt, sind so etwa 40 Prozent der
Kosten des Denkmals getragen worden. Das zeigt, wie wichtig den Bürgerinnen und Bürgern die Kultur in ihrer Stadt ist.“ Und Elke Haas fügt hinzu: „Die Ernst-Schulze-Gesellschaft hat Schulzes großen
Versroman ‚Die bezauberte Rose‛ gerade neu herausgegeben. Es ist ein schönes handliches kleines Buch mit festem Umschlag, in zeitgemäßer Antiqua-Schrift gesetzt und mit einer ausführlichen Einführung
ergänzt, die den heutigen Lesern den Einstieg erleichtern kann. Das Werk kann bestellt werden für 9,90 € unter Tel. 05141-51925 oder unter ernst-schulze-gesellschaft@gmx.de.“
Jetzt dürfen alle Interessierten sich auf den Sommer freuen, wenn im Rosengarten tatsächlich die Rosen blühen und die passende Umgebung für das Denkmal bilden.
Ernst Schulzes
Die bezauberte Rose
in neuer Ausgabe
Die Ernst-Schulze-Gesellschaft hat jetzt das berühmteste Werk des 1817 verstorbenen Celler Dichters Ernst Schulzes neu herausgegeben: „Die bezauberte Rose“. Dieser Versroman, der bald nach Schulzes frühem Tod erschien, hatte fast das gesamte 19. Jahrhundert hindurch zu den meistgelesenen deutschsprachigen Büchern gehört.
Die neue Ausgabe will heutigen Leserinnen und Lesern den Zugang zu dem Werk erleichtern. Der Text dieser Ausgabe hält sich genau an die Erstveröffentlichung im Brockhaus-Verlag aus dem Jahr 1818. Die Rechtschreibung ist aber behutsam modernisiert worden. Das Werk ist in einer modernen, gut lesbaren, nicht zu kleinen Antiqua-Schrift gesetzt. Je drei Strophen stehen auf einer Seite. Die Seiten sind breit genug, dass auch die längsten Verse in eine Zeile passen und der Lesefluss nicht gestört wird. Längere Passagen in wörtlicher Rede sind kursiv gesetzt, damit die Orientierung beim Lesen erleichtert wird.
Eine detaillierte Einführung zur Person des Dichters und zum Inhalt der drei Gesänge ergänzt den Text. Hier wird auch geschildert, wie der Brockhaus-Verlag 1816 einen Preis ausgelobt hat für einen umfangreichen poetischen Text und wie Ernst Schulze noch kurz vor seinem Tod erfahren hat, dass ihm der 1. Preis zuerkannt worden war. Die Einführung geht auch näher ein auf die heutige Bedeutung des Werks und auf die Würdigung, die Schulze in Celle bis heute erfahren hat.
Die neue Ausgabe im Format DIN A5 ist gut ausgestattet als Hardcover mit Fadenheftung, und das bei einem sehr günstigen Preis von 9,90 €.
Erhältlich ist das Buch bei Sternkopf & Hübel, Neue Straße 11, Celle, Tel. 05141-93 41 77.
Es kann auch bestellt werden bei der Ernst-Schulze-Gesellschaft über Tel. 05141-5 19 25 oder über E-Mail ernst-schulze-gesellschaft@gmx.de.