ERNST-SCHULZE-GESELLSCHAFT

ARCHIV 2017

Abschlussveranstaltung 16. November 2017

 

Ernst-Schulze-Säule an den Landkreis übergeben

 

Das 200. Todesjahr des Celler Dichters Ernst Schulze geht zu Ende. Bei einer Abschlussveranstaltung im bestens gefüllten Alten Kreistagssaal zählte der Vorsitzende der Ernst-Schulze-Gesellschaft, Lothar Haas, ein Vielzahl von Veranstaltungen auf, die aus diesem Anlass stattgefunden haben, von Lesungen über Musik zu Texten von Ernst Schulze bis zu literarischen Vorträgen. Besonders nannte er das Wandelkonzert im Park des Landkreises und die Veranstaltung „Mit Rittern und Feen in Habighorst“, bei der es ein kleines Marionettenspiel zu Ernst Schulze als Schüler gab und bei der drei Männerchöre nach Gedichten von Schulze (von Farnz Schubert bzw. Georg V. von Hannover) aufgeführt wurden. Mitveranstalter waren hier der Heimat- und Kulturverein Habighorst und BÜFE Bürger für Eschede.

Veranstaltungen anderer Träger hätten zum Jubiläum Wesentliches beigetragen, teils im Zusammenwirken mit der Ernst-Schulze-Gesellschaft. Ein Liederabend der Bibliotheksgesellschaft mit dem Bariton Dietmar Sander habe Lieder von Schubert nach Gedichten von Schulze gebracht. Oskar Ansull und Joachim Kersten hätten ihr Buch „Der junge Wohlklang“ mit Briefen und Tagebuchtexten in einer Lesung vorgestellt, und gemeinsam mit dem Künstlerverein sei ein Vortrag organisiert worden unter dem Titel: „Ernst Schulze – Was er las und was er schrieb“. Ein Singspiel nach Schulzes Versepos „Die Bezauberte Rose“ hätten das Vororchester des Gymnasiums Ernestinum und der Chor der Grundschule Eicklingen gemeinsam mit dem Vogler-Quartett bei den Celler Kindermusiktagen aufgeführt. Als im Herbst 2016 die Schulzestraße im Heesegebiet in Celle, die zunächst nur nach Ernst Schulzes Vater, dem Bürgermeister Dr. Friedrich Schulze, benannt war, auch nach dem Sohn benannt wurde, hätten Schülerinnen und Schüler des Hölty-Gymnasiums Gedichte von Ernst Schulze und eigene Gedichte unter dem Straßenschild vorgetragen. Schließlich habe das Stadtarchiv eine sehr informative und vielfältige Ernst-Schulze-Ausstellung zusammengetragen, die noch bis Ende Januar läuft.

Haas erwähnte auch die Gedenktafeln für Schulze, die jetzt restauriert worden sind, und zwei Kunstausstellungen, deren Werke sich mit Schulze auseinandersetzen. Unter dem Namen „Der Künstler im Baum“ habe sich auf Initiative von Friederike Witt-Schiedung eine Künstlergruppe neu zusammengefunden, die sich mit Ernst Schulze befasst und auch gemeinsam künstlerisch gearbeitet habe. Die beteiligten Künstler waren fast vollzählig zur Abschlussveranstaltung erschienen, und Friederike Witt-Schiedung schilderte jetzt das Zusammenwirken in freundlich-launigen Worten. Diese Ausstellung läuft noch bis Weihnachten im Kulturcafé „nebenan“ in Winsen.

Im Mittelpunkt aller Bemühungen der Ernst-Schulze-Gesellschaft hat die Ernst-Schulze-Säule am Rande des Landkreis-Parks gestanden, die viele knappe Informationen zu Schulze, seinem Werk und seiner Zeit anbietet, eine „Literaturausstellung an der Straße“, wie Haas betonte. Er beschrieb, dass in regelmäßigen Abständen neue Poster angebracht worden seien, die Schüler im Unterricht zu Schulze und zu seinen Texten gestaltet haben.

Im Hinblick auf die Schulen erwähnte Haas auch, ihnen seien kostenlose Lesungen von Schulze-Texten mit einer Einführung in das Werk und mit der Wiedergabe eines Schubert-Liedes nach einem Schulze-Gedicht angeboten worden. Solche Veranstaltungen hätten nur in geringerer Zahl als erwartet stattgefunden, aber es sei noch nicht zu spät. Schülerinnen und Schüler könnten für das Werk Ernst Schulzes interessiert werden, sie müssten nur herangeführt werden.

„Wir danken allen“, so Haas, „die an den Aktivitäten diese Jahres mitgewirkt oder sie ermöglicht haben. Jetzt werden wieder mehr Menschen Texte von Ernst Schulze lesen und sich auf seine hochentwickelte Sprache einlassen.“

 

Die Darstellung der bisherigen Veranstaltungen schloss Lothar Haas mit einem Zitat aus der Ansprache Dietrich Klatts am 200. Todestag: „Die Stadt Celle sollte stolz sein, einen solchen Bürger hinter ihren Mauern gehabt zu haben.“ Anschließend stellte er ein Buch vor, das die Ernst-Schulze-Gesellschaft gerade herausgebracht hat. Es enthält vier Vorträge, die bei Veranstaltungen im Jubiläumsjahr gehalten worden sind: Von der Auftaktveranstaltung Professor Jürgen Wertheimers Ausführungen: „Ernst Schulze: Was ist, kann, soll Literatur?“ und Oskar Ansulls Rede: „In dem einsamen Zelle  oder  Die heil’ge Gabe der eignen Kraft“; es folgen Dietrich Klatts Worte zu Schulzes 200. Todestag auf dem Hehlentor-Friedhof und schließlich der Vortrag von Elke Haas „Ernst Schulze – Was er las und was er schrieb“. Dieses Buch, so Haas, werde nicht verkauft, Interessenten könnten es aber geschenkt bekommen.

 

Ein Geschenk bekam auch der Landkreis. Elke Haas übergab Landrat Klaus Wiswe für das Kreisarchiv ein Buch aus der Lebenszeit Ernst Schulzes, die „Hannoverschen Anzeigen des Königlich-Westphälischen Departements der Aller“ aus dem Jahr 1812. Die „Hannoverschen Anzeigen“ enthielten die amtlichen Veröffentlichungen, aber auch private Anzeigen verschiedenster Art. Sie erlauben einen hochinteressanten Einblick in die Geschichte unserer Region während der „Franzosenzeit“.

Weil das Jubiläumsjahr demnächst vorüber ist, übergab Lothar Haas – zu Saxophonklängen von Peter Missler – die Ernst-Schulze-Säule jetzt an Landrat Klaus Wiswe zur weiteren Nutzung. Wiswe dankte der Ernst-Schulze-Gesellschaft für die Säule und lobte auch die Aktivitäten im Jubiläumsjahr. Das Engagement habe viel bewegt. Der Landrat will die Säule an eine andere Stelle auf dem Grundstück des Landkreises umsetzen, möchte sie aber weiterhin als Informationsfläche für kulturelle Inhalte nutzen. Er möchte die schöne Optik der Säule mit Bezug zum Dichter Ernst Schulze dabei durchaus erhalten wissen.

Auch nach dem Ende des Jubiläumsjahres 2017 will die Ernst-Schulze-Gesellschaft aktiv bleiben. Für 2018 plant sie, in Celle Architekturentwürfe mit engem Bezug zur Literatur öffentlich auszustellen. Gerade jetzt erarbeiten 32 Architekturstudenten der Universität Hannover für ihre Bachelorprüfung Entwürfe für ein „Ernst-Schulze-Forum in Celle“. Gefordert wird ein Literatur- und Kulturhaus für Vorträge, Lesungen, Ausstellungen mit Bibliothek und Seminarräumen. Nicht nur Pläne sollen erstellt werden, auch Modelle. Es ist nicht ein reales Bauvorhaben, sondern eine Planungsaufgabe als Prüfungsleistung. „Aber“, so Haas „auch die Ergebnisse einer solchen fiktiven Aufgabe können hier Denkprozesse in Gang setzen.“

Schließlich will sich die Gesellschaft nicht mehr nur um das Werk Ernst Schulzes kümmern, sondern auch um andere Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit näherem Bezug zur Region Celle. Sie denkt z.B. an den Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Karl Goedeke, der am Bullenberg geboren wurde.

Architekturstudenten wollen „Ernst-Schulze-Forum“ planen

 

32 Architekturstudenten der Universität Hannover verbrachten einen ganzen Tag in Celle. Informationen und Eindrücke wollten sie sammeln, um für die Bachelorprüfung gut gerüstet zu sein. Ihre Prüfungsaufgabe hat einen besonderen Reiz: Sie sollen für Celle ein Literatur- und Kulturhaus entwerfen, das den Namen „Ernst-Schulze-Forum“ trägt.

 

Mit ihrem Dozenten Dr. Jens Broszeit und dessen Kollegen Henrik Weber kamen die angehenden Architekten zur Ernst-Schulze-Säule auf dem Landkreisgelände an der Trift und ließen sich dort von der Ernst-Schulze-Gesellschaft über den vor 200 Jahren gestorbenen Dichter informieren. Professor Zvonko Turkali, Leiter der Abteilung Baukunst, hatte bedauert, dass er die Studenten nicht begleiten konnte, hatte sich aber erfreut gezeigt, dass so viele Studenten gerade diese Aufgabe gewählt hatten.

 

Das „Ernst-Schulze-Forum“ ist kein reales Bauvorhaben, es soll nur als Prüfungsleistung entworfen werden, aber doch genau so, wie wenn es demnächst tatsächlich errichtet würde. Der Name „Ernst-Schulze-Forum“ bedeutet nicht, dass die Planung allein auf den Dichter Ernst Schulze ausgerichtet sein soll. Die Aufgabe zielt auf ein allgemeines kulturelles Zentrum für Celle, mit Vortragssaal, Ausstellungsflächen, Bibliothek, Cafébar, Atelier- und Arbeitsräumen. Die Studierenden sollen dafür Pläne und räumliche Darstellungen entwickeln, Modelle zu dem Bau anfertigen und schriftliche Erläuterungen vorlegen.

 

Zur Vorbereitung sollten sie jetzt in Celle den Ort des fiktiven Projekts mit den architektonischen Gegebenheiten der Umgebung näher kennenlernen und möglichst viel über den Namengeber Ernst Schulze erfahren.

 

An der Ernst-Schulze-Säule erläuterte der Vorsitzende der Ernst-Schulze-Gesellschaft, Dr. Lothar Haas, die Säule sei keine Litfaßsäule, die der Werbung diene. Sie stelle vielmehr eine Literaturausstellung an der Straße dar. Passanten könnten hier im Vorbeigehen Informationen über den Dichter aufnehmen, ohne dass sie ein Ausstellungsgebäude oder ein Museum betreten müssten. Wer mehr Zeit aufwenden wolle, könne auch stehenbleiben und um die Säule herumgehen. Das täten die Menschen auch tatsächlich.

 

Den gespannt zuhörenden Studierenden schilderte Dr. Elke Haas Ernst Schulzes Lebensstationen in Celle und Göttingen, auch mit den belastenden geschichtlichen Ereignissen während der Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Celle und in Europa. Weiter hörten die Studierenden dann von den Werken des Dichters, von seinen Gedichten und Verserzählungen, vor allem von der “Bezauberten Rose“, für die Schulze noch kurz vor seinem Tod einen Literaturpreis des Verlags Brockhaus bekommen hatte und die nach seinem Tod ein Bestseller wurde.

 

Vor dem Gespräch an der Ernst-Schulze-Säule waren die Studenten schon im Neuen Rathaus begrüßt worden, hatten Bauten von Otto Haesler gesehen und hatten sich einen Eindruck von der Celler Altstadt und von Schulzes Elternhaus am Robert-Meyer-Platz verschafft. Später konnten sie einen weiteren Otto-Haesler-Bau näher besichtigen, das Direktorenhaus in der Magnusstraße. Dr. Walter Jochim, der dort heute seine Galerie betreibt, gab den Besuchern eine fundierte Einführung in die Architektur des Gebäudes, das die Gäste sehr bewunderten.

 

Schließlich ging es dann zum Stadtarchiv in Westercelle, zur Ausstellung „Ernst Schulze – ein Dichter aus Celle“. Archivleiterin Sabine Maehnert freute sich über das Interesse für die Archivbestände. Hier konnten die Studierenden eine Fülle von Eindrücken zum Werk Ernst Schulzes gewinnen, von handschriftlichen Gedichttexten über frühe Gesamtausgaben, über Hefte der „Groschenbibliothek“, kleine Bände in edler Ausstattung bis zu üppigen Prachtbänden. Auch Porträts von Schulze, Illustrationen und neuere bildnerische Interpretationen zu Schulze sind in der Ausstellung zu sehen. Hier waren auch eingehende Gespräche im kleineren Kreis möglich. Gerade die dabei gewonnenen Eindrücke können für das Herangehen an die Entwurfsaufgabe wesentlich sein, wie Dr. Jens Broszeit bestätigte.

Eine Studentin, Giulia Burci, äußerte zu der Frage, weswegen sie sich gerade für die Aufgabe „Ernst-Schulze-Forum“ entschieden habe: „Dass hier auch eine Bibliothek zu entwerfen ist, finde ich reizvoll. Eine Bibliothek ist doch sehr wichtig und die Planung bietet viel an Gestaltungsmöglichkeiten.“

 

Dass sie keine reale Bauaufgabe zu bewältigen haben, sondern dass es um ein fiktives Vorhaben geht, ist den Studierenden bewusst. Sie wissen aber ebenso, dass Entwürfe, die zunächst unrealistisch sind, Denkprozesse in Gang setzen können, auch in Celle.

Sieben Künstler interpretieren Ernst Schulze

 

Kunstausstellung „Der Dichter im Baum“

 

Im Kulturcafé nebenan in Winsen (Aller) ist eine besondere Kunstausstellung eröffnet worden, die dem 200. Todesjahr des Dichters Ernst Schulze gewidmet ist. Sieben Künstlerinnen und Künstler aus unserer Region hatten sich aus diesem Anlass zusammengetan, um mit Blick auf diesen Dichter Werke der bildenden Kunst zu schaffen und sie gemeinsam der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das Motto „Der Dichter im Baum“ geht darauf zurück, dass Ernst Schulze selbst berichtet hat, dass er als junger Mann im elterlichen Garten manche Stunde damit verbracht hat, in den alten Eiben zu sitzen und zu schreiben.

Wie sie bei der Ausstellungseröffnung zu erkennen gaben, wussten die Künstler zu Beginn der Arbeit eigentlich nichts von diesem Dichter, der doch im 19. Jahrhundert einer der meistgelesenen in Deutschland gewesen war. Sie schafften sich aber gemeinschaftlich Zugang zur Person und dem Werk des mit 28 Jahren in seiner Heimatstadt Celle gestorbenen Dichters. Angeregt hatte diese Zusammenarbeit Friederike Witt-Schiedung, die sich dann mit Horst Brune, Ursula Gomm, Jens Hemme, Ursula Klause, Ruth Schimmelpfeng-Schütte und Reinhold Tautorat an die Arbeit machte.

Gemeinsam näherten sie sich nicht nur dem Dichter, gemeinsam erwarben sie sich unter der Anleitung von Reinhold Tautorat auch eine neue Technik und setzten sie in Werke um. Im Hauptraum der Ausstellung hängen jetzt dicht nebeneinander kleinformatige Drucke in Styrenetechnik, einem aus Japan stammenden Verfahren, das ein neuartiges Kunststoffmaterial verwendet und leichter zu handhaben ist als der Linoldruck. Die Technik hat man gemeinsam eingesetzt, die Ergebnisse sind aber sehr individuell. Die kleinen Bilder fanden beim Publikum sogleich Interesse.

Horst Brune interpretiert Ernst Schulzes Rückzug in die Bäume im elterlichen Gartengrundstück mit bissigem Humor. Im Gewirr der grünen Äste sitzt auf der großen Fläche des Acryl-Bildes eine kleine rote Figur, sehr selbstbewusst aufrecht und mit nackten Beinen. Vor der Zumutung der Realität maskiert und verteidigt sie sich mit einer Sonnenbrille. Die rote Farbe aber leuchtet aus dem Rückzugsort: Das Ich will nicht verschwinden, sondern eigenwillig und kreativ bleiben.

Ursel Gomm hat sich mit sehr verschiedenen bildnerischen Mitteln der Deutung des jungen Dichters angenommen. Das Entstehen und die Wirkung seines berühmtesten Werkes: des Versromans „Die bezauberte Rose“, interpretiert sie z. B. dadurch, dass sie bunte Porzellanscherben kunstvoll zu einer überraschend schönen Rosenblüte zusammengefügt hat. Damit kann sie den Betrachter daran erinnern, dass Krankheit und Zerrissenheit der Dichtung vorausgegangen waren. Doch der Künstler Ernst Schulze schuf mit seinen Bildern und Versen ein neues Ganzes, ein über die Zeiten anrührend Schönes. – Mit einem großen, klar strukturierten Acrylbild, das den Titel „Vulkan-Baum“ hat, erinnert Gomm auch daran, dass der Dichter mit nur 28 Jahren gestorben ist. Aus einer braun-dunklen Erdkugel wächst ein gelber Stamm empor, ein „Vulkan“, doch weit in die Höhe reicht er nicht, er wirkt abgeschlagen, gekappt. Doch über ihm segeln, waagerecht durchs Bild und vor hellem Himmel, rot-gelbe Wolken, sie gehören dem Vulkan an, aber doch auch uns allen.

Eigentlich hatte sich Ursel Klause nur bereit erklärt, die Arbeit der „Künstlerkooperative auf Zeit“ zu dokumentieren. Von dieser Aufgabe legt ihre große kommentierte Fotogalerie beredt Zeugnis ab. Doch irgendwann, so sagt sie, habe es sie dann auch gelockt, künstlerisch zum Thema „Der Dichter im Baum“ beizutragen. In einem kleinen Glaskasten, der ehemals der Fa. Trüller zur Ausstellung ihrer Produkte diente, gestaltete sie mit Holzstücken ein ausdrucksstarkes Gesicht. Das dreidimensionale, kubisch-flächige Werk mit dem Titel „Holz vom Dichterbaum“ zieht die Blicke auf sich und löst Nachsinnen aus: Wer war dieser die Natur feiernde, sich in der Natur spiegelnde Dichter? Wie schaut er uns Heutige an?

Der Maler und Bildhauer Jens Hemme hat ein sehr großes Holz-Tableau mit dem Titel „Janus“ in die Ausstellung gegeben. Eine dunkle Figur steht, überlebensgroß und starr, am rechten Bildrand. Um sie herum ist angedeutetes Leben. Oben aber, in der Mitte der schmalen großen Holztafel schauen zwei scharf konturierte, übereinander gelegte, antik anmutende Profil-Köpfe, ein weißer und ein schwarzer, in die Ferne, unnahbar, unwirklich und doch unmittelbar verständlich. Einen Bezug zu Ernst Schulze kann der Betrachter schon durch den Titel herstellen: „Janus“, ein Leben und ein künstlerisches Werk voller Gegensätze.

Von Ruth Schimmelpfeng-Schütte sehen wir ein kleines halbreliefartiges Bild, auf dem ein Rosenstrauch voller kleiner Blüten aus einem vollplastischen, nur halb zu sehenden Buch herauswächst. Zugleich regnen aus den Zweigen Buchstaben heraus. Auf Schimmelpfeng-Schütte geht es auch zurück, dass die Besucher der Ausstellung sich aufgerollte Briefchen als Lose ziehen durften, die kurze Texte des Dichter enthielten, z.B.:

Mag der Herbst das welke Laub zerstreu’n

Mag der Sturm die Blüthen dir entführen,

Was du liebst, das bleibt auf ewig dein,

Nimmer kann das Herz sich selbst verlieren.

Mit einem solchen kleinen Text konnten die Besucher nur gewinnen.

Kräftige, vielgestaltige Flächen und Linien sind auf den Bildern von Reinhold Tautorat zu finden, mal in Graustufen, mal zartfarbig, aber auch in leuchtenden Tönen, wie an zwei Trüller-Dosen, deren Glasdeckel er für Hinterglasmalerei genutzt hat, eindrucksvoll. Ein mehrschichtiges Bild hat er aus zwei großformatigen, übereinander gelegten Plastikhüllen geschaffen. Die untere Ebene bietet bewegte abstrakte Grauformen mit starken dunklen Begrenzungen, und auf der zweiten Ebene können die Betrachter in feinen schwarzen Linien Ernst Schulzes Kopf entdecken, gestaltet nach einer bislang wenig bekannten Zeichnung von August Kestner, der mit Schulze befreundet war. Auch auf einzelnen weiteren Bildern der Gruppe erscheint dieser Kopf in unterschiedlicher Gestaltung.

Friederike Witt-Schiedung hat sich nicht nur darin verdient gemacht, dass sie das Zusammenwirken der Künstlergruppe zustande gebracht hat, auch unter den ausgestellten Werken ist ihr Anteil groß. Schon das erste Bild „Zweibeiniger Baum“ ist eindrucksvoll. Kann ein zweibeiniger Baum stehen? Was verbirgt sich hinter der Platte, die von den zwei Beinen getragen wird? Das Bild vom Baum wird unterstrichen durch den Kontrast zu den über den Hintergrund verteilten gefiederten Blättern. Die Worte „Dichter“ und „Baum“ erscheinen in den Titeln ihrer Bilder immer wieder, so „Des Dichters Baum von innen“ und „Querschnitt vom Dichterbaum“, zwei großformatige Bilder mit feiner Zeichnung, in die die Betrachter sich erst hineinsehen müssen, dann aber den Bezug zu den Titeln intensiv erfahren. Das ihr zuzurechnende Bild aus der Reihe der Styrene-Drucke fällt mit kraftvoller, einfacher Gestaltung auf. Und schließlich ihr Trüllerkasten: Der Titel „Cäcilie“ knüpft an das umfangreichste Werk Ernst Schulzes an und hat mit dem Echthaarzopf zugleich einen sehr persönlichen Bezug.

Bei der Eröffnung der Ausstellung stimmte Hermann Wiedenroth die Besucher mit einer Lesung zu Ernst Schulzes Leben ein, und zwei junge Mitglieder des Jugenddorforchesters Celle, Lisa-Marie und Luca, umrahmten die Veranstaltung mit eingängigen Saxophonklängen.

Mit dieser Ausstellung hat die Künstlerkooperative sich wieder aufgelöst. Es bleiben sehenswerte Ergebnisse einer Begegnung von Dichtkunst und bildender Kunst.

 

Die Ausstellung ist noch zu sehen bis zum 5. November, täglich von 15 bis 18 Uhr, außer sonnabends und feiertags, im Kulturcafé nebenan, Küsterdamm 9, Winsen (Aller).

Ausstellung des Stadtarchivs

"Ernst Schulze (1789 - 1817) - ein Dichter aus Celle"
Westerceller Straße 4, 29227 Celle

Ausstellung zu Ernst Schulze im Stadtarchiv

 

Im Stadtarchiv Celle ist eine interessante neue Ausstellung zu sehen. Ernst Schulze ist das Thema, der vor 200 Jahren im Alter von nur 28 Jahren gestorbene Dichter aus Celle, einer der größten Söhne dieser Stadt. Das Archiv besitzt eine umfangreiche Materialsammlung zu Schulze und konnte für die Ausstellung aus dem Vollen schöpfen. Bei der sehr gut besuchten Eröffnung hob Sabine Maehnert, Archivleiterin, denn auch voll Freude hervor, dass die präsentierten Objekte inhaltlich wie zeitlich breitgefächerte Informationen bieten.

Bücher stehen, wie bei einem Dichter nicht anders zu erwarten, im Vordergrund: angefangen bei dem noch zu Schulzes Lebzeiten erschienenen Gedichtband von 1813 über die erste Gesamtausgabe der Werke im Verlag Brockhaus bis zu kunstvollen Ausgaben des bekanntesten Werks „Die bezauberte Rose“ aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Zahl der Bücher mit Texten Schulzes reicht aber weiter, von dem von Paul Alpers 1927 besorgte Bändchen „Rosen“ über das von Ernst Müller 1995 herausgebrachte Buch mit einer Biografie und ausgewählten Texten bis zu dem von Oskar Ansull und Joachim Kersten 2017 veröffentlichten Band „Der junge Wohlklang“ mit Briefen und Eintragungen aus Tagebüchern.

An Geschriebenem gibt es in der Ausstellung aber noch weit mehr zu erkunden, so Handschriftliches von Ernst Schulze, etwa Gedichte und Briefe. Und es sind Zeitungsseiten ausgestellt, z.B. Artikel aus der Celleschen Zeitung zum 150. Geburtstag im Jahr 1939. Zu nennen ist auch ein reich gefüllter Zettelkasten aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg mit Material für eine Biografie, die aber nicht mehr erschienen ist.

Bilder bietet die Ausstellung in nicht geringer Zahl, Kupferstiche etwa, wie sie in Buchveröffentlichungen in der einen oder anderen Form immer wieder benutzt worden sind, aber es gibt auch eine Entdeckung zu machen. Ein Porträt von Ernst Schulze, gezeichnet von dem mit ihm befreundeten August Kestner, war bislang weitgehend unbekannt. Das Original ist im II. Weltkrieg verbrannt, aber es existiert eine – wenn auch sehr unzulängliche – Reproduktion in einer Buchveröffentlichung von 1917. Im Zuge des Jubiläumsjahres ist sie in einer Kopie so bearbeitet worden, dass der feine Strich von August Kestner wieder erkennbar ist. Vergrößert hängt diese Reproduktion des Porträts jetzt in der Ausstellung und bietet ein viel individuelleres Bild des Dichters als alle Kupferstiche.

Zur Einführung schilderte Elke Haas bei der Eröffnung der Ausstellung, wie Ernst Schulze in der Vergangenheit bis heute gefeiert und gewürdigt worden ist. Nicht nur literarisch und musikalisch Interessierte haben sich dabei hervorgetan, gerade auch die obersten Repräsentanten der Stadt haben in früheren Jahren an den Feiern zu Jubiläen aktiv mitgewirkt. So hat Bürgermeister Hattendorff 1889 zum 100. Geburtstag sich mit einer Ansprache auf dem Friedhof beteiligt und hat im Künstlerverein zu diesem Anlass einen Vortrag gehalten.

Zahlreiche Anlässe nannte Elke Haas, bei denen es besondere Musikdarbietungen zu Ehren von Ernst Schulze gab, in diesem Jahr etwa die Aufführung eines Singspiels nach der Bezauberten Rose bei den 2. Celler Kindermusiktagen durch das Gymnasium Ernestinum und die Grundschule Eicklingen, für die Christoph Stelljes die Musik komponiert hatte. Als jüngstes Beispiel konnte Haas eine Veranstaltung in Habighorst wenige Tage zuvor nennen, bei der ein „Vokalensemble Ernst Schulze“ drei vierstimmige Männerchöre nach Gedichten von Ernst Schulze, komponiert von Georg V. von Hannover und Franz Schubert, sehr eindringlich und souverän vorgetragen hatte.

Für Beiträge der bildenden Kunst zur Würdigung von Schulze verwies Elke Haas auf ein in einer Vitrine stehendes eindrucksvolles Bild von Heike Ellermann, das ein Gedicht Schulzes bildnerisch interpretiert. Und sie konnte zugleich eine bevorstehende Kunstausstellung im Kulturcafé „nebenan“ in Winsen (Aller) erwähnen, in der mehrere Künstlerinnen und Künstler unter dem Titel „Der Dichter im Baum“ Werke zu Ernst Schulze präsentieren werden.

Schließlich führte Elke Haas die immer wieder, auch 2017 erhobene, aber noch unerfüllte Forderung nach einem Ernst-Schulze-Denkmal an. Dem weiteren alten Verlangen, eine Straße nach dem Dichter zu benennen, habe die Stadt im letzten Jahr immerhin in der Weise entsprochen, dass sie die Benennung der Schulzestraße, mit der bislang nur der Vater, der Bürgermeister Friedrich Schulze geehrt worden war, auf den Dichter erstreckt habe.

Die Eröffnung der Ausstellung bereicherte Oskar Ansull mit der Lesung eines Briefs von Schulze an seinen Freund Fritz von Bülow, in dem er aus der Anfangszeit seines Studiums in Göttingen berichtet. Schulze schreibt von dem Vergnügen, die Bibliothek zu benutzen, und erzählt, er lerne jetzt Italienisch und Spanisch, um Tasso, Ariost und Cervantes in der Originalsprache lesen zu können.

Die gut geordnete und ansprechend gestaltete Ausstellung zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, dass sie nicht nur Vergangenes bietet, sondern auch einiges präsentiert, das gerade erst stattgefunden hat oder auch noch stattfindet. So sind die in diesem Jahr aufwendig restaurierte Gedenktafel an Schulzes Elternhaus sowie die ebenfalls vor wenigen Monaten restaurierte Tafel auf dem Hehlentor-Friedhof in großformatigen Fotos zu sehen und auch der Findling, an dem diese Tafel angebracht ist, von der Stadtverwaltung gereinigt und restauriert. Eine angenehme Besonderheit bietet eine große Tafel, die die Informationen von der Ernst-Schulze-Säule am Rande des Landkreis-Parks originalgetreu wiedergibt, nur auf eine ebene Fläche „abgerollt“ und etwas verkleinert.

Eine informative Ausstellung, übersichtlich und nicht überfrachtet. Sie gemahnt alle Verantwortlichen, das Andenken dieses Celler Dichters zu bewahren und zum Nutzen der Stadt wie der Region so zu handeln, dass er nicht in Vergessenheit gerät.

 

Die Ausstellung dauert noch bis zum 31. Januar 2018 und kann während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs (Westerceller Straße 4, 29227 Celle) besichtigt werden:

Montag und Dienstag 8 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr.

Ein weiteres Schülerposter an der Ernst-Schulze-Säule

 

Aus der Klasse 10.2 der Oberschule Lachendorf waren Tom, Simon und Til mit ihrem Lehrer Raschid Ranné gekommen, um das neue Poster, das in ihrer Klasse entstanden ist, an der Ernst-Schulze-Säule zu begutachten. Es zeigt eine Bildinterpretation der ersten Strophe des Gedichts „Lied der Vöglein“ von Ernst Schulze:

Von Zweig zu Zweig zu hüpfen,

Durch Wies’ und Busch zu schlüpfen,

Zu ruhn in weichen Grases Schooß,

Das ist das Loos

Der kleinen bunten Sänger;

Je länger

Je lieber süßes Loos!

Die jungen Künstler haben in vielen Abstufungen das Grün von Büschen und Bäumen gemalt und in Blautönen die Weite des Himmels, in der die Vögel der Sonne entgegenflattern.

Die mitgebrachte Zeit nutzten die drei Schüler, um die Informationen auf der Säule zu Leben, Werk und Zeit Ernst Schulzes zu studieren und auch Einzelnes nachzufragen. Es interessierte sie, was und wieviel der junge Dichter geschrieben hat. Dass er nicht nur Liebesgedichte erdachte, sondern auch den sehr umfänglichen Versroman „Cäcilie“ mit viel „action“, konnte ihnen Elke Haas vom Vorstand der Ernst-Schulze-Gesellschaft vorstellen, indem sie ihnen Verse zeigte und vorlas, in denen der christliche Held wie „ein wilder Stier“ mit dem Schwert kämpft und die Zauberfrauen der heidnischen Dänen als „Drachen“ und „Flammen“ und „Wasserfluten“ gegenzuhalten versuchen. Was Tom, Simon und Til auch interessierte, war die technische Seite der Ernst-Schulze-Säule. Der Vorsitzende Lothar Haas erklärte, dass sie aus glasfaserverstärktem Kunststoff besteht, die Texte und Bilder sind auf Folie aufgebracht, und die Standfestigkeit garantiert ein schwerer Betonfuß.

Mit gegenseitigem herzlichen Dank verabschiedete man sich.

Ernst Schulze: Mit Rittern und Feen in Habighorst

 

In Habighorst war auf dem Grethehof eine ganz besondere und vielfältige Veranstaltung zu dem vor 200 Jahren gestorbenen Dichter Ernst Schulze zu erleben. Eingeladen hatten die Ernst-Schulze-Gesellschaft, der Heimat – und Kulturverein Habighorst und BÜFE – Bürger für Eschede. Gäste aus Schweden, die in ihrer Heimat ebenfalls literarische Veranstaltungen organisieren, wunderten sich nicht wenig über die große Zuhörerschaft, die im Saal zusammengekommen war, jeder Platz war besetzt.

Mit großen farbigen Reproduktionen zur Geschichte des Ritterguts und des Dorfes Habighorst führte Klaus Drögemüller Vergangenheit und Gegenwart des Ortes vor Augen. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte der Schüler Ernst Schulze im leerstehenden Herrenhaus als 14-, 15- und 16-Jähriger mutterseelenallein seine heiß ersehnten Leseferien verbringen dürfen, weil sein Vater, der Celler Bürgermeister Friedrich Schulze, zeitweise das Gut verwaltete. Was seinen Sohn besonders anzog, das waren die französisch-sprachigen Ritter- und Feen-Geschichten in der zurückgelassenen Bibliothek des adligen Hauses.

Dass man sich die Zeit von 1803 bis 1805 aber nicht als reine Idylle vorstellen darf, verdeutlichte die lebendige Sprechtheater-Szene mit Ernst Schulze als Marionette, die durch Akteure aus Habighorst und Celle gestaltet wurde. Da wir Briefe und Lebensberichte aus der Feder des Dichters besitzen, ist es möglich, eine recht genaue Vorstellung zu bekommen, was es für Habighorst in der napoleonischen „Franzosenzeit“ bedeutete, von den französischen Soldaten bei immer neuen Durchzügen bedrängt zu werden. Sie forderten Unterkünfte, Essen, Geld und auch Futter für die Pferde. Der Schüler Ernst Schulze konnte, wie die Zuschauer lebhaft erfuhren, mehrfach vermitteln, weil er ausgezeichnet Französisch sprach, nicht zuletzt dank seiner Roman-Lektüre. Doch versichert er uns in seinen Briefen, dass sein Lieblingsautor der große Christoph Martin Wieland war, dessen Werke er verschlang und dem er selbst mit seinen Versen nacheifern wollte.

Hermann Wiedenroth bereitete in einem weiteren Teil der Veranstaltung dem Publikum die Freude, aus Wielands ironischem Werk „Die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva“ vorzulesen. Wieland macht sich dort über jene Bestseller-Literatur seiner Zeit lustig, die von sehr unrealistischem Zaubereien und Abenteuern in Fantasie-Welten erzählte. Als witzige Gegengeschichte erfand er deshalb die „Geschichte des Prinzen Biribinker“, dessen Leben schon mit einer strapaziösen Veranstaltung beginnt, denn man versammelte „zwanzigtausend junge Mädchen von ungemeiner Schönheit, die man zum Voraus aus allen Enden des Reichs zusammenberufen hatte, um eine Säug-Amme für ihn auszuwählen“. Jene Geschichte endet denn auch zur Abschreckung recht frivol-witzig.

In einem zweiten Teil rezitierte Hermann Wiedenroth zwei Briefe des Dichters und anschließend auch zwei Gedichte: eine Elegie und das Gedicht „Bei Überreichung eines Traumbuchs“. Die Interpretation dieses Gedichts war sicherlich der Höhepunkt seines Vortrags, so eindringlich lyrisch und vielschichtig deutlich, dass alle Zuhörenden unmittelbar angesprochen wurden:

„Das Leben ist ein buntverwirrter Traum:

Im Dunkeln liegt die Zeit, die uns entschwunden,

Ein Schleier deckt der Zukunft ferne Stunden,

Und selbst das Jetzt erkennt die Seele kaum.“

Der Dichter Ernst Schulze kam aber in einzigartiger Weise auch dadurch zu Wort, dass drei seiner Gedichte, die schon bald nach seinem Tod als vierstimmige Männerchöre vertont worden waren, durch ein Doppelquartett von hoher Professionalität vorgetragen wurden. Das „Vokalensemble Ernst Schulze“, das sich erst für diese Veranstaltung zusammengefunden hatte, begann mit der Vertonung des Gedichts „Schön ist es dort“. Der Komponist war sicher vielen der Zuhörer zuvor nicht bekannt gewesen: König Georg V. von Hannover, der blinde König, hatte das Stück als Kronprinz geschaffen. Die ambitionierten Sänger schätzten diese Komposition als ausgesprochen anspruchsvoll ein, die spätere Entwicklungen vorwegnimmt, etwa Gestaltungen bei Hugo Wolf. Nach einem weiteren Männerchor von Georg V. („Die Erscheinung“) folgte als Abschluss ein Männerchor von Franz Schubert „Ewige Liebe“ (D.825a), den die Zuhörenden wohl als Höhepunkt erlebten. Alle Stücke wurden in großer Klarheit und Durchsichtigkeit dargeboten. Starker Beifall des begeisterten Publikums dankte den Sängern und allen weiteren Akteuren. Eine würdige Feier für Ernst Schulze!

Und nicht nur das. Sehr zu danken haben wir den beiden Mitveranstaltern, dem Heimat- und Kulturverein Habighorst und BÜFE – Bürger für Eschede. Zwischen allen drei Organisationen gab es von Beginn an eine sehr konstruktive Zusammenarbeit in der Planung der Veranstaltung wie bei ihrer Durchführung. Alles wurde problemlos abgesprochen und einvernehmlich umgesetzt. Und schließlich gab es vor, bei und nach der Veranstaltung eine sehr angenehme Bewirtung. Niemand musste hungern oder dürsten. Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

Anderes Poster an der Ernst-Schulze-Säule:

Grundschüler schreiben an den Dichter Ernst Schulze

 

Die Ernst-Schulze-Säule an der Trift, am Eingang zum Gelände des Landkreises, hat ein neues Poster erhalten, das anders ist als alle bisherigen. Darauf sind 19 Briefe an den Dichter Ernst Schulze zu sehen. Geschrieben haben sie Schülerinnen und Schüler einer Klasse der Grundschule Klein Hehlen, 200 Jahre nach Ernst Schulzes Tod. Jetzt hat die Klasse mit ihrer Klassenlehrerin Sally Petersen die Ernst-Schulze-Säule besucht. Die Kinder freuten sich, ihre kleinen Briefe dort wiederzuerkennen.

Im Sommer hatte die Künstlerin Heike Ellermann der Klasse bei einer Schreibwerkstatt über Ernst Schulze erzählt, dass er schon als Schüler sehr viel gelesen hat, dass er viele Gedichte geschrieben hat, aber auch dicke Bücher und dass er schon mit 28 Jahren starb. Lebendig wurde dieses Erzählen, weil die Künstlerin den Dichter als kleine Figur in ihrem Papiertheater auftreten ließ, die alles selbst berichtete. Anschließend hat jedes Kind einen Brief an Ernst Schulze geschrieben. Darin haben die Kinder von sich selbst erzählt, z. B., sie läsen auch gerne, oder sie haben ihm Fragen gestellt. Andere haben ihn bedauert, weil er so jung gestorben ist. Ihre Briefe haben sie mit kleinen Zeichnungen illustriert. All diese Briefe sind jetzt an der Säule zu sehen.

Bei ihrem Besuch haben die Schülerinnen und Schüler sich auch erklären lassen, was alles man dort noch erfahren kann, etwa dass Ernst Schulze die damalige Lateinschule in der Kalandgasse besucht hat.

Bevor die Kinder weitergingen, haben sie die Erwachsenen und sich selbst damit erfreut, dass sie ein Gedicht von Ernst Schulze gemeinsam auswendig vortrugen. In dem Gedicht mit der Überschrift „Hehlen“ heißt es unter anderem:

„Das Dunkle mischt sich lieblich mit dem Hellen,

Und biegsam wird, wenn sanft die Wogen schwellen,

Das Bild bewegt, doch immer fortgerückt.“

Dazu Lehrerin Sally Petersen: „Die Kinder haben selbst gefragt, ob sie nicht ein Gedicht von Ernst Schulze lernen und aufsagen könnten. Das hat mich sehr gefreut.“

Das Wetter spielte mit:

Gelungenes Wandelkonzert mit Ernst Schulze

 

Ungewöhnliches war im Park des Landkreises zu erleben. Nicht Bedienstete der Behörde waren dort beruflich unterwegs und auch nicht Menschen, die ein Amt aufsuchen wollten. Am Freitagnachmittag gingen hier Literaturbegeisterte von einem Ort zum anderen, viele mit einem Klappstuhl, setzten sich hin oder blieben auch stehen und hörten Gedichte, Briefe oder Tagebuchtexte des vor 200 Jahren gestorbenen Celler Dichters Ernst Schulze. Umrahmt wurden die Lesungen mit kurzen Musikstücken aus der Zeit Ernst Schulzes, gekonnt gespielt von Schülerinnen und Schülern der Musikschule des Jugenddorfs.

Dass dieses Wandelkonzert unter freiem Himmel stattfinden konnte, war noch kurz zuvor nicht zu erwarten gewesen. Stundenlang hatte es geregnet und die weitere Vorhersage war ungünstig. Aber kurz vor Beginn der Veranstaltung hörte der Regen auf und es kam sogar ein wenig die Sonne durch. Also ging es, vom Kreistagssaal aus, durch den Park.

Eingeführt durch Saxophonklänge, stellte Hermann Wiedenroth, bekannter Rezitator aus Bargfeld, vor der Kulisse der hohen Bäume im Park einige Texte vor, mit denen die Zuhörer den Dichter auf Heidewegen begleiten konnten, aber auch nach Göttingen und ins Weserbergland.

Am nächsten Ort, nahe der Trift, vor historischen Gebäuden des Landkreises und in Sichtweite der Ernst-Schulze-Säule, übernahm Uwe Winnacker aus Celle, angetan mit Frack, gelber Weste und hohem schwarzen Hut, nach einem Klarinettenvorspiel die Aufgabe des Rezitators und stellte Texte vor, die von Wanderungen Schulzes im Harz stammen. Unter anderem las er aus einem Brief an den Freund Heinrich Bergmann die Beschreibung der Begegnung mit dem „Brockenmädchen Adelheid“.

Bei einer weiteren Station im rückwärtigen Teil des Parks – hier umrahmt durch ein Querflöten-Duo – rezitierte Hermann Wiedenroth einen Brief Ernst Schulzes an seinen Freund Fritz von Bülow vom 2. September 1810, in dem dieser die Wanderung einer Freundesgruppe von Göttingen zur Burgruine Plesse schildert und dann vor allem ein Rollenspiel als mittelalterliche Gesellschaft mit Minnedienst. Schulze beschreibt sehr vergnüglich, wie er die Rolle des Minnesängers, des Dichters spielt, der die Damen zu unterhalten hatte.

Anschließend ging es dann doch noch in den Kreistagssaal, wo Uwe Winnacker, eingeleitet wiederum von Klarinettenklängen, vornehmlich das Gedicht „Auf dem Hübichenstein“ aus dem April 1816 eindrucksvoll präsentierte, mit seiner schaurigen Stimmung und der Schilderung des Elfs, der traurig klagt: „Und nur die Liebe hab’ ich nicht.“ Hier konnte das Publikum sich zusätzlich daran vergnügen, dass der Rezitator, um die felsige Höhe des Hübichensteins symbolisch anzudeuten, auf eine Leiter stieg und von dort herab las.

 

Nach erneutem Saxophonspiel konnte Hermann Wiedenroth das Wandelkonzert mit einigen Gedichten abschließen, darunter dem Sonett „Bodenwerder“, in dem Schulze Lebensmaximen poetisch formuliert und das mit den Versen endet:

„Wohl ist der Mensch verstrickt in Schuld und Wahn;

Doch kann der Strahl des Schönen und des Guten,

Wenn auch umwölkt, ihm nimmer ganz entschwinden.“

Die Zuhörer und Mitwandernden des Wandelkonzerts zeigten sich animiert von dem Gehörten und beflügelt von der Atmosphäre dieses Literatur- und Musikerlebnisses in einem angenehmen Park ebenso wie von den Pausen durch den mehrfachen Ortswechsel. Das Empfinden, an einer gelungenen Veranstaltung teilgenommen zu haben, war allgegenwärtig.

Wieder neues Poster an der Ernst-Schulze-Säule:

Amor als zarter Vogel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Ende der Schulferien kamen vier Schülerinnen der Oberschule Lachendorf zur Ernst-Schulze-Säule an der Trift, Julia S., Greta N., Lilith B. und Stina A., gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Julia Balser. Sie wollten das neue Poster ansehen, das kurz zuvor angebracht worden war. Dieses Poster gibt ein Bild wieder, das sie gemeinsam im Kunstunterricht mit Patellkreide geschaffen hatten. Vor dem mächtigen Stamm eines Baums ist ein grau-roter Vogel zu sehen, fast unscheinbar, aber mit leuchtendrotem Schnabel.

Mit dem Bild haben sie die erste Strophe eines Gedichts bildnerisch umgesetzt, das der Celler Dichter Ernst Schulze vor mehr als 200 Jahren geschrieben hat:

 

»Amor ist ein zarter Vogel,

Wiegt sich fröhlich auf den Bäumen.

Ach, wie lieblich lässt sich’s träumen,

In dem Schatten,

Wo der holde Vogel singt.«

 

Schon im 19. Jahrhundert sind vielfach Künstler von Versen Ernst Schulzes inspiriert worden und haben sie zu Bildern gestaltet. Auch Julia, Greta, Lilith und Stina haben sich von den poetischen Worten dieses Textes, den sie im Kunstunterricht vorgelegt bekommen hatten, mitreißen lassen. Amor war sicher das auslösende Wort, und sie haben dann das dichterische Bild vom zarten Vogel ganz wörtlich in ihre Zeichnung übertragen. Die Betrachter können so die Sicht der Mädchen gut nachvollziehen.

Nicht nur ihr eigenes Bild besahen die jungen Künstlerinnen. Sie gingen um die Säule herum, ließen sich die Lebensstationen Ernst Schulzes erläutern, konnten Abbildungen seiner Werke sehen und fanden neben dem Porträt des Dichters kurze Zitate von ihm. Sie erfuhren auch, dass seine Texte in viele Sprachen übersetzt wurden und dass sie über viele Jahrzehnte begeistert gelesen wurden.

Das Poster wird noch fast zwei Wochen lang an der Ernst-Schulze-Säule zu sehen sein. Angehörige, Freunde und alle Interessierten werden es aufsuchen können.

Landtagsabgeordneter Adasch
besucht
Ernst-Schulze-Gesellschaft
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Im Dichterraum Celle im Kanzleicafé besuchte der Celler Landtagsabgeordnete Thomas Adasch mit seinem Büroleiter Dominic Nikolaus Wachter die Ernst-Schulze-Gesellschaft.
Wie die Vorstandsmitglieder Elke Haas, Anke Prinzhorn und Lothar Haas beschrieben, ist das Ziel der Ernst-Schulze-Gesellschaft, den früher sehr berühmten Celler Dichter Ernst Schulze und sein Werk wieder bekannter zu machen. Das Jubiläumsjahr, Ernst Schulze starb vor 200 Jahren, bietet dazu Anlass.
Der Vorstand erinnerte daran, dass die Ernst-Schulze-Säule an der Trift mit Bildern und kurzen Texten viele Informationen über den Dichter und seine Zeit bietet.
Schüler und Schulklassen könnten sich auf einem Poster mit Texten Ernst Schulzes bildnerisch auseinandersetzen. Neue Poster werden in Abständen an der Ernst-Schulze-Säule ausgestellt.
Thomas Adasch hörte mit Interesse, dass gerade jetzt ein neues Bild dort angebracht worden ist und dass die Schülerinnen von der Oberschule Lachendorf, die es geschaffen haben, zu einem Pressetermin nach Celle kommen und von ihrer Arbeit mit dem Schulze-Gedicht sprechen werden.
In etlichen Veranstaltungen würden Schulzes Dichtungen vorgestellt, berichtete Elke Haas, auch in Schulen. Damit solle zugleich Werbung für Literatur insgesamt gemacht werden. Haas:
„Gerade junge Leute können so erreicht werden.“ Adasch nannte es sehr unterstützungswürdig, dass Schülerinnen und Schülern einbezogen werden.
Ansehen konnte sich Adasch im Kanzlei-Café die Ausstellung mit Bildern von Heike Ellermann zu Texten von Ernst Schulze.
Anke Prinzhorn und Elke Haas wiesen noch auf das
Wandelkonzert am 18. August, 14.30 Uhr, im Park des Landkreises hin, mit Texten und Gedichten Ernst Schulzes, interpretiert mit Musik.
Diesen Besuch auf seiner Sommertour nannte Thomas Adasch für sich sehr informativ.
 

Kirsten Lühmann besucht Ernst-Schulze-Gesellschaft

 

Auf ihrer Sommertour besuchte Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann die Ernst-Schulze-Gesellschaft im Dichterraum Celle im Kanzleicafé. Elke Haas und Friederike Schiedung vom Vorstand stellten ihr die Absicht dar, an das Werk des früher sehr berühmten Celler Dichters Ernst Schulze zu erinnern. Damit solle zugleich Werbung für Literatur insgesamt gemacht werden.

Gerade auch junge Leute könnten erreicht werden. Vor einer Wand mit Dichterzitaten, darunter eines von Ernst Schulze, hörte Kirsten Lühmann, dass schon an mehreren Schulen Lesungen von Texten des Dichters stattgefunden und dass Schülerinnen und Schüler Poster zu Texten oder zum Leben des Dichters gestaltet haben.

 

Solche Arbeiten werden für jeweils etwa 14 Tage an der Ernst-Schulze-Säule in der Trift ausgestellt.

Kirsten Lühmann unterstützt diese Aktivitäten nachdrücklich, weil sie selbst weiß, wie bereichernd das Lesen und Hören von Literatur ist. Sie erzählte von der Sammlung an Reclam-Heften, die sie von ihrer Mutter geerbt hat und die sie selbst weiter vergrößert.

Im Vorläufer der Reclam-Hefte, Meyer’s Groschenbibliothek, war um 1850 auch der Celler Romantiker Ernst Schulze gedruckt worden, unter dem Verlagsmotto: „Bildung macht frei“. Die Gesprächspartnerinnen waren sich einig, dass dies auch heute eine große Aufgabe ist.

Kirsten Lühnann freute sich über die noch bis Ende August laufende Ausstellung im Kanzlei-Café mit Bildern von Heike Ellermann zu Texten von Ernst Schulze.

Zu einer weiteren Veranstaltung der Ernst-Schulze-Gesellschaft notierte sich Kirsten Lühmann gleich den Termin: Am Freitag, dem 18. August, ab 14.30 Uhr, findet im Park des Landkreises ein Wandelkonzert statt. Dort werden Texte und Gedichte Ernst Schulzes zum Thema Natur und Wandern dargeboten und mit Musik interpretiert.

Friederike Schiedung betonte, jedermann werde dabei Freude haben. Der Eintritt ist frei.

Da der junge Ernst Schulze im 19. Jahrhundert wegen seiner Sprache und seiner Themen besonders von Frauen geschätzt wurde, gehöre er mit in die Geschichte der Frauenemanzipation, meinte Elke Haas, Celle sollte stolz darauf sein.

 

Kirsten Lühmann verabschiedete sich mit guten Wünschen für die Arbeit der Ernst Schulze-Gesellschaft und dankte auch Herbert Wiese, der in seinem Kanzleicafé dem „Dichterraum Celle“ einen Ort bietet.

Ernst Schulze – der Dichter ist nicht vergessen!

Feierstunde zum 200. Todestag

 

Auf dem Hehlentorfriedhof waren rund 50 Menschen zusammengekommen, um des Celler Dichters an seinem 200. Todestag zu gedenken. Die Ernst-Schulze-Gesellschaft hatte zu einer Feierstunde eingeladen, und die Besucher versammelten sich um den Gedenkstein, den der bedeutende Verleger Brockhaus 1855 hier aufgerichtet hatte, lange nach des Dichters Tod. Zur Einstimmung spielte Dietrich Ackemann auf der Trompete die Melodie eines Liedes, das Franz Schubert zu einem Gedicht von Ernst Schulze komponiert hat: „Im Frühling“. Zur Freude der Anwesenden trug Lothar Haas, Vorsitzender der Ernst-Schulze-Gesellschaft, die erste Strophe dieses Liedes auch im Text vor:

„Still sitz’ ich an des Hügels Hang,

Der Himmel ist so klar,

Das Lüftchen spielt im grünen Tal,

Wo ich beim ersten Frühlingsstrahl

Einst, ach, so glücklich war.“

So war Ernst Schulze, der Dichter der Romantik, gleich zu Beginn im Wort und in Schuberts Musik gegenwärtig.

Dietrich Klatt, Kulturpreisträger der Stadt Celle, lenkte in seiner Ansprache den Blick näher auf den Gedenkstein, einen Findling aus Granit mit einer gusseisernen Tafel: „Wir stehen vor einem großen Stein für einen großen Dichter.“ Klatt betonte, Ernst Schulze sei es in seinen Dichtungen, vor allem dem großen Versroman „Cäcilie“, seinen zahlreichen Gedichten und dem Versepos „Die bezauberte Rose“, das durch das gesamte 19. Jahrhundert eine große begeisterte Leserschaft gehabt hat, ganz besonders um die Form der Dichtung gegangen. Alte Versformen wie die Stanze habe er traumwandlerisch eingesetzt, seine Verse flössen im einmal gefundenen Rhythmus leicht dahin. Die streng gebauten Sonette läsen sich wie selbstverständlich.

Das Naturgeschehen habe Schulze immer wieder in seine Dichtung einbezogen. In „Die bezauberte Rose“ habe er die rote Rose ins Zentrum gestellt, in die die begehrte Prinzessin durch einen Feenzauber verwandelt werde.

Wenn Schulze auf Sagen und Mythen vergangener Zeiten zurückgegriffen habe, sagte Klatt, und sich so das Ziel gesetzt habe, große Werke zu schaffen, so sei damit auch das Bestreben verbunden gewesen, die Bildung den Bürgern zu öffnen. Nach zwei Weltkriegen aber hätten Schulzes Themen zu anderen Formen gefunden. Heute sei Information und Aufklärung nötig, um das verschüttete Werk Schulzes wieder lebendig werden zu lassen. Dafür sei es gut, zu bedenken, dass Ernst Schulze auch humorvoll, ironisch oder gar bissig die kleinstädtische Gesellschaft Celles beschreibt und die wichtigen Mienen von „Neuigkeitskrämern“ oder „schöngeisterischen Karrikaturen“ wortschöpferisch ausmacht.

All dies traf das Empfinden der auf dem Hehlentorfriedhof Zusammengekommenen, die sich auch durch den kräftigen Regen, der eingesetzt hatte, nicht von dem Blick auf den Dichter ablenken ließen. Lothar Haas hob hervor, auf der Gedenktafel seien nur die Worte zu finden: DEM DICHTER ERNST SCHULZE. Haas: „Damit ist alles gesagt.“

Dietrich Klatt schloss seine Ansprache mit den Worten: „Die Stadt Celle sollte stolz sein, einen solchen Bürger hinter ihren Mauern gehabt zu haben. Wir verneigen uns vor ihm.“ In diesem Sinne wurden die Rosen, die in der Feierstunde vor dem Gedenkstein gestanden hatten, einzeln an die Anwesenden verteilt.

Ernst-Schulze-Gesellschaft im Kulturausschuss

 

In seiner zweiten Sitzung der jetzigen Wahlperiode ließ der Kulturausschuss des Stadtrats sich über die Ernst-Schulze-Gesellschaft und ihre Arbeit informieren. Der Vorsitzende Lothar Haas begann mit der Wertung, der 1817 mit nur 28 Jahren gestorbene Dichter Ernst Schulze sei einer der größten Söhne Celles. Seine in strengen poetischen Formen verfassten Gedichte, Versromane und -geschichten hatten ihn über das gesamte 19. Jahrhundert zu einem der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache gemacht.

 

Besonders hervorzuheben sei seine Versgeschichte „Die bezauberte Rose“, für die Schulze noch kurz vor seinem Tod einen Preis des Verlegers Brockhaus erhielt. In zahllosen Auflagen war gerade dieses Werk immer wieder neu erschienen. Heute sei er dagegen fast vergessen.

Die im vergangenen Jahr in Celle gegründete Ernst-Schulze-Gesellschaft wolle den Dichter wieder bekannter machen. Ernst Schulze könne zwar nach 200 Jahren nicht wieder zum Bestsellerautor gemacht werden, doch lohne es auch heute, sich mit Schulzes Werk zu beschäftigen. Das gelte nicht zuletzt für junge Leute, für Schülerinnen und Schüler.

 

Zu Beginn des Jubiläumsjahres hat die Gesellschaft, wie Lothar Haas schilderte, bereits zwei Gedenktafeln für Ernst Schulze restaurieren lassen, die eine auf dem Hehlentor-Friedhof und die andere am Eltern- und Sterbehaus Robert-Meyer-Platz 1. Da heute im Buchhandel keine Werkausgaben von Schulze angeboten werden, hat die Gesellschaft ein kleines Heft mit Schulze-Texten und mehrere Karten mit Gedichten und anderen kurzen Texten drucken lassen.

 

„Im Zentrum unserer Bemühungen“, betonte Haas, „steht die Ernst-Schulze-Säule an der Trift. Sie fällt durch den überlebensgroßen Kopf von Ernst Schulze auf und ist vor allem eine Literaturausstellung an der Straße, mit vielen Informationen zu dem Dichter, ohne jede Hemmschwelle zugänglich und schnell wahrzunehmen.“ Er schilderte, an der Säule würden in regelmäßigen Abständen auch Poster angebracht, die davon zeugten, wie Schülerinnen und Schüler sich mit Schulze beschäftigt haben. Auch jetzt noch könnten sich Schulen melden, um sich daran zu beteiligen.

 

Auf ein zusätzliches Angebot wies Haas hin: Weiterführende Schulen können kostenlos Veranstaltungen bekommen, in denen der bekannte Rezitator Hermann Wiedenroth aus Bargfeld in das Werk des Dichters einführt und Texte von ihm rezitiert. Auch dazu können sich Schulen jetzt noch entschließen.

 

Auf eine Frage des Ausschussvorsitzenden Bernd Zobel (Bündnis 90 / Die Grünen) äußerte Haas, aus den Schulen seien schon manche positive Reaktionen auf die gemachten Angebote gekommen. Die Erfahrungen zeigten, dass Schülerinnen und Schüler auch heute für Schulzes Werk zu interessieren seien. Wenn es Lehrkräften gelinge, sich im Schulalltag den Freiraum für ein solches Thema zu schaffen, werde deutlich, dass dies gut sei für den gesamten Unterricht und für das Schulleben. Die Angebote könnten auch noch nach den Sommerferien wahrgenommen werden.

 

Im Jubiläumsjahr führt die Ernst-Schulze-Gesellschaft eine ganze Reihe von öffentlichen Veranstaltungen durch, teils auch gemeinsam mit anderen Trägern. Haas nannte beispielhaft eine Ausstellung mit Bildern von Heike Ellermann zu Gedichten von Schulze, ein breitgefächertes musikalisch-literarisches Programm in Habighorst, wo Schulze sich als Junge durch die französischen Ritter- und Feenromane las, eine Veranstaltung am 200. Todestag beim Gedenkstein auf dem Hehlentor-Friedhof und eine Kunstausstellung im Oktober in Winsen „Der Dichter im Baum“. Das Veranstaltungsprogramm, das noch fortgeschrieben wird, ist im Internet zu finden unter www.ernst-schulze.eu.

 

Abschließend unterstrich Haas: „Wir bemühen uns um attraktive Jubiläumsveranstaltungen. Unser Ziel ist aber, dazu beizutragen, dass Ernst Schulze wieder bekannter wird.“

„An der Ernst-Schulze-Säule ist ein neues Schüler-Poster angebracht worden. Die beteiligten Schülerinnen der Oberschule Lachendorf haben daraufhin die Säule mit ihrem Lehrer besucht. Berichte und weitere Fotos dazu finden Sie hier:

https://celleheute.de/ernst-schulze-weckt-kreative-schuelerkraefte/
 

BISHERIGE SCHÜLER-POSTER AKTION AN DER ERNST SCHULZE SÄULE

 

 SCHÜLER-POSTER AN DER ERNST-SCHULZE-SÄULE

 

An der Ernst-Schulze-Säule ist erstmals ein neues, von Schülerinnen und Schülern gestaltetes Poster angebracht worden: Schüler der Klasse 9.1 der Oberschule Lachendorf hatten nach einem alten Stich 12 Porträts von Ernst Schulze im Pop-Art-Stil farblich gestaltet und die Bilder zu einem bunten Poster zusammengefasst. Die Klasse konnte jetzt das Werk an der Säule betrachten. Mit ihren Lehrkräften und mit Mitgliedern der Ernst-Schulze-Gesellschaft führten sie ein lebhaftes Gespräch über ihre Porträts und über Ernst Schulze, den Dichter mit vielen Gesichtern. Sie nutzten auch die Gelegenheit, sich die Ernst-Schulze-Säule im Übrigen als Literaturausstellung im Freien zu begucken. In Abständen sollen in Kürze weitere Poster, die in Schulen entstanden sind, an der Säule präsentiert werden. Jeweils nach einigen Wochen werden sie durch eine neue Arbeit ersetzt.

 

 

Mitreißende Auftaktveranstaltung –

und die Ernst-Schulze-Säule steht

 

Am 25. April fand im reichlich gefüllten Kreistagssaal die Auftaktveranstaltung zum Ernst-Schulze-Jubiläum statt, mit Landrat Klaus Wiswe und vielen Gästen. Im Mittelpunkt standen ein glänzender Vortrag von Professor Jürgen Wertheimer, Tübingen, zur Rolle der Literatur und Oskar Ansulls fesselnde Betrachtungen zu Schulzes kurzem Leben. Das Schubert-Lied „Im Frühling“ nach einem Gedicht von Ernst Schulze, virtuos dargeboten von Ilas Nicević (Tenor) und Slawomir Saranok (Piano), sowie das Flötenduo Marlene Pelz und Hannah-Theresa Strohbecke rundeten die Veranstaltung ab.

Anschließend wurde auf dem Parkgelände des Landkreises unter großem Beifall die Ernst-Schulze-Säule enthüllt, mit dem weithin sichtbaren Porträt des Dichters, mit Bildern und kurzen Texten, an der Straße zu betrachten. So hat Celle jetzt eine Literaturausstellung im Freien, ohne Hemmschwelle und für jedermann.

Einen ausführlicheren Bericht finden Sie hier als PDF-Datei.

 

Impressum

Ernst-Schulze-Gesellschaft

c/o Dr. Lothar Haas

Breitscheidstraße 16

29223 Celle

Tel.: 05141 - 51925

eMail-Adresse:

ernst-schulze-gesellschaft@gmx.de

 

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